GORLEBEN-CHRONIK

Hier finden sich Ausschnitte, wichtige Kapitel aus 40 Jahren Protest- & Widerstandsgeschichte gegen die Atomanlagen Gorleben. Es handelt sich um Auszüge aus der Gorleben-Chronik, eine unvollständige Auswahl besonderer Ereignisse:

1982-1985:

Dragahn - eine WAA wird verhindert

Nachdem die Pläne, in Gorleben eine Wiederaufarbeitungsanlage zu bauen gescheitert waren, zauberte die Niedersächsische Landesregierung einen neuen Standort aus dem Hut: Dragahn. Die Pläne scheiterten am Widerstand.

1982


01.11.1982

Am 1. November ist in einer von der BI fingierten Anzeige in der "Elbe Jeetzel Zeitung" zu lesen: Die Spitzen der Kommunalpolitiker, der Oberkreisdirektor und der Landrat treffen sich am gleichen Tag mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Albrecht in dessen Privathaus, um über die Pläne für eine Wiederaufarbeitungsanlage in Dragahn zu sprechen.

Eine WAA in Draghan?


03.11.1982

Zwei Tage später (3. November) erklärt die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufbereitung von Kernbrennstoffen (DWK), dass sie zwei Standorte für den Bau von Wiederaufarbeitungsanlagen verfolgen wolle: Einer in Bayern (Wackersdorf) und einer in Niedersachsen (Dragahn).

Niedersachsens Ministerpräsident Albrecht befindet, dass "die Leute jetzt mehrheitlich dafür" seien, und er verkündet, allen Versprechungen zum Trotz, daß Lüchow-Dannenberg seine Wiederaufarbeitungsanlage nun doch bekommen soll - nicht in Gorleben, aber in Dragahn, ein paar Kilometer entfernt. Statt des gescheiterten Entsorgungszentrums soll es jetzt, kaum abgewandelt, "die Dreiheit" von Wiederaufarbeitung, Zwischen- und Endlager werden, mit der erreicht werden soll, "daß Niedersachsen und die Bundesrepublik Deutschland auf dem Gebiet der nuklearen Entsorgung führend werden", so Albrechts Finanzminister Burkhard Ritz. (SPIEGEL, 18.03.1984)


Im Wendland macht sich Verbitterung und Wut breit: Hieß es nicht, eine WAA in Lüchow-Dannenberg sei vom Tisch?
Quelle: u.a. SPIEGEL, 18.03.1984

13.11.1982

272 Trecker und mehr als 3.000 Menschen kommen zur Kundgebung nach Dannenberg. Nach aktuellen Gerüchten aus Hannover soll im Wendland - in Dragahn - nun doch eine Wiederaufarbeitungsanlage gebaut werden.

1983


21.01.1983

Am 21. Januar spricht sich der Kreistag Lüchow-Dannenberg auf seiner Tagung in Schnega mit 22 gegen 18 Stimmen für die "Prüfung" von Dragahn als WAA-Standort aus. An den Fenstern und Eingängen des Sitzungssaals kommt es immer wieder zu Raufereien zwischen der Polizei und rund 500 AKW-Gegner:innen.

29.01.1983

Am 29. Januar erreicht der Protestmarsch die Landeshauptstadt. Dort wird aus Protest gegen die WAA-Pläne in Dragahn die "Arche Wendland" errichtet, ein Fachwerkhaus aus Öko-Baustoffen, Bühne für Kultur und kritische Informationen. An der Demonstration nehmen ca. 5.000 Menschen, überwiegend aus dem Wendland, teil.

Februar

20.02.1983

Mehr als 2.500 Menschen, unterstützt von ca. 300 Treckern, demonstrieren am 20. Februar in Dragahn gegen den Plan, dort eine WAA zu errichten.

03.04.1983

Am 3. April behindern 800 Ostermarschierer:innen die Baugrunduntersuchungen in Dragahn.
Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag

23.05.1983

Am 23. Mai besetzen Hundert Bürger*innen ein leer stehendes Bahnwärterhäuschen in Dragahn, um dort eine Infostelle gegen den geplanten WAA-Bau einzurichten. Eine Woche später reißen Bagger das Gebäude nieder.

Gorleben ist überall - Zum Beispiel in Dragahn.


Ein paar Häuser, eine Försterei. Das abgeschirmte Gelände einer Delaborieranlage. Geheimnisumwittert. Im zweiten Weltkrieg Schauplatz für die TNT-Produktion. Arbeitsdienst, Gefangene, Frauen, deren Haare sich rot färbten, weil sie das Brunnenwasser getragen hätten, so wurde erzählt. Ein verwaister Ort, aber plötzlich, im Mai 1983, war Leben im Wald.

Um den Herren in legerem Zivil hat sich schnell ein diskutierender Pulk gebildet. Er könne sich vorstellen, demnächst mein Einsatzleiter zu werden, antwortet er auf meine Frage, in welcher Funktion er denn auftrete und lässt seine Dienstwaffe dezent unbetont unterm Blouson baumeln. Kräuselt die Stirn. Vorm Bahnwärterhaus im Dragahner Forst kuscheln und drängen sich übernächtigte Gestalten zusammen. Sie haben die leeren Räume besetzt, Fensterglas eingesetzt, gestrichen und Blumenkübel bepflanzt. Die Mainächte sind verdammt kühl. Sehen gar nicht wie Gewalttäter aus, entbieten ihm, dem Einsatzleiter, und seinen Begleitern in Uniform sogar einen guten Morgen und frische Brötchen.

Wer soll das auch alles aufessen: 60 Brötchen und 10 Liter frisch gebrühter Kaffee wurde schon vor 6 Uhr früh gebracht, von Sympathisanten. Polizeilich präventiv wolle er vorgehen, denn die Platzbesetzung der Bohrstelle 1004 war schließlich erst 2 Jahre her, verrät der Zivile noch. Könnte aus der Besetzung eines verlassenen Bahnwärterhäuschens durch eine Handvoll Entschlossener nicht schnell der Funken werden, der zum Steppenbrand sich ausweitet? Schön wär´s denke ich. Wo denn unsere Sprecherin sei, meint der Polizeichef nun und betont die weibliche Form: Sprecher-in. Oha, der ist ja gut informiert, hat schon die Morgenzeitung gelesen, denn dort wurde tatsächlich eine Sprecherin zitiert. Wir, die WAA-GegnerInnen, würden das Häuschen als Infostelle herrichten.

Die erste Filmnacht unter freiem Himmel lockte viele Ortsansässige an. Demnächst sollten im Wald Flachbohrungen stattfinden, um den Baugrund zu erkunden, und das wolle man verhindern! Man schreibt das Jahr 1983.

Nun gab es zwei Brennpunkte der Anti-AKW-Bewegung, Gorleben und Wackersdorf.
Schon fünf Jahre später zog die DWK die Pläne für den Bau von Wiederaufarbeitungsanlagen endgültig zurück, abgebrannte Brennelemente deutscher Atomkraftwerke wurden nach Frankreich, nach Cap de la Hague gekarrt, der Müll kommt nach der chemischen Bearbeitung dennoch zurück – wie ein Bumerang nach Gorleben.

Wolfgang Ehmke, Pressesprecher der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, 2019

Quelle: u.a. Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag

14.06.1983

"Gorleben statt Kreta" titelt die taz am 14. Juni: Über vier Wochen finden im Wendland zwischen dem 18. Juni bis 17. Juli "Aktions- und Sommercamps" statt. Nach einem Vorbereitungstreffen am 30.4. im Gasthaus Behr in Gülden heisst es in der "Dokumentation zu den Sommerlagern 1983 in der Atomregion Gorleben und Dragahn": Zeltplätze werde es in Schmölau, Golefanz, 2x Pudripp, Bülitz, Trebel, Meuchefitz und Dragahn geben. Es gebe Platz für ca. 500 Menschen.
"Ende des Jahres soll der erste Atommüll in Gorleben eingelagert werden. Es wird also BRENZLIG!"

Quelle: taz

28.06.1983

28. Juni: Baubeginn in Dragahn. Unter massiven Sicherheitsvorkehrungen beginnt die Bohrfirma Celler Brunnenbau mit den ersten bauvorbereitenden Massnahmen für die WAA. Barrikaden und Buhrufe können die Arbeiten nicht stoppen. In der Nacht kommt es zu Rangelein mit der Polizei, Wurfobjekte fliegen, Reifen von Polizei- und Bohrfahrzeugen werden zerstochen.
Quelle: Atom Express No. 36, Okt/Nov. 83

Juni

30.06.1983

Mit Eiern und Bauschutt wird am 30. Juni das Büro das Dannenberger Samtgemeindedirektors beworfen. Dieser ist mitverantwortlich für den Abriss des Bahnwärterhäuschens in Dragahn.
Quelle: Atom Express No. 36, Okt/Nov. 83

01.07.1983

Am 1. und 2. Juli kommt es im Landkreis zu mehreren Blockadeaktionen.

"Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
auf der Suche nach dem geeignetsten Standort für unsere Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) sehen wir uns leider gezwungen, nicht nur im Dragahner Forst, in dem wir jetzt mit unserem Bohrprogramm begonnen haben, sondern auch an diesem Ort Baugrunduntersuchungen durch Probebohrungen vorzunehmen. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir diese öffentliche Verkehrsfläche nunmehr dafür
abgesperrt haben. Wir bitten Sie im Interesse Ihrer eigenen Sicherheit, diese Bohrstelle in den nächsten Tagen zu melden bzw. weiträumig zu umfahren." Unterzeichnet mit "Ihre DWK" geistern diese Flugblätter durch den Landkreis.

Quelle: Atom Express No. 36, Okt/Nov. 83

Grenzbesetzungen bei Blütlingen und Gummern


02.07.1983

Im Verlauf der Sommercamps besetzen am 2. Juli Gorleben-GegnerInnen das "Niemandsland" zwischen Bundesrepublik und DDR. Am 2. Juli 1983 wird das erste Camp nahe Blütlingen errichtet, ungefähr zehn Kilometer südöstlich von Lüchow. Die Besatzer werden teilweise von den Bewohnern der umliegenden Dörfern versorgt. "An der Wiese führte ja ein Seitenarm der Jeetzel vorbei. Wir haben uns in Schlauchboote gesetzt und Lebensmittel darin transportiert", erzählt Hans-Joachim Kroulik. Er war in den Achtzigern Vorsitzender der Dorfgemeinschaft in Blütlingen. (NDR, 27.06.2008)

Die Aktivist*innen beklagen: Das Wendland ist von drei Seiten von der ehemaligen Grenze der DDR und der Elbe umgeben. Bei einem Atomunfall werde Lüchow-Dannenberg zu einer "Falle". Neben der Offenlegung von Katastrophenschutzplänen fordern sie ein Ende der Arbeiten im Dragahner Forst.

Wir haben versucht, die Katastrophenpläne zu bekommen, die für den Fall einer atomaren Katastrophe in Gorleben vorbereitet waren. Wir, die wir östlich von Gorleben wohnten, saßen ja in der Falle. Sollte es zu einer atomaren Katastrophe kommen, konnten wir, bei vorwiegend westlichen Winden, der Gefahr nicht entrinnen - im Osten war die Elbe und die deutsch-deutsche Grenze. Darum haben wir die Idee entwickelt, dies durch eine Aktion deutlich zu machen. So entstand der Gedanke, ein Camp im Niemandsland auf DDR-Territorium zu errichten. Dort waren wir dem Zugriff der westlichen Sicherheitskräfte entzogen und gleichzeitig war es für die DDR-Grenzorgane zumindest erschwert gewesen, uns wegzuräumen. Wir sind davon ausgegangen, das wir dort relativ sicher sind. Wir wollten aber auch kein Risiko eingehen und nicht in die DDR verschleppt werden. Wenn die Militärpräsenz zu stark geworden wäre, hätten wir uns zurückgezogen. Aber wir haben auch ein bisschen auf den Schutz der Medien vertraut. Wenn Radio, Fernsehen und Presse dabei sind, dann wird man keinen internationalen Konflikt vom Zaun brechen. (Dieter Schaarschmidt im NDR, 26.06.2008)

Quelle: u.a. NDR, 26./27.06.2008

09.07.1983

Zwischen dem 9. und 12. Juli werden die Waldspaziergänge in Dragahn "immer härter":

Ich beobachtete wie zwei Radfahrer von einem Polizeibus aufgefordert wurden anzuhalten... Der Polizeibus fuhr den beiden in die Quere, riss sie vom Rad runter und führte sie mit Polizeigriff in den Bus ab. Dorfbewohner, die die gesehen hatte, alarmierten die Leute vom Camp... Zahlreiche Polizeifahrzeuge, auch Mannschaftstransporter hatten sich eingefunden. Der Bus mit den festgenommenen Radfahrern fuhr inzwischen zur Personalienkontrolle ab, obwohl die beiden einen Personalausweis dabei hatten. Die mit den Transportern angekommenen behelmten Beamten stellten sich nun in einer Kette auf die Straße. Ich stellte mich mit anderen Leuten parallel zur Polizeikette auf. Der Einsatzleiter stellte nur eine Aufforderung, zählte dann bis drei, und schickte seine Beamten zur Räumung der Straße. Diese gingen sofort brutal mit Siefeltritten und Knüppel gegen uns vor. Wir gingen nach dieser ersten Rangelei langsam die Straße runter in Richtung Camp... Ein Beamter trat mir andauern in die Hacken, bis er mir ein Bein stellte. Ich fiel hin und wurde getreten. Ich rollte mich zusammen und spürt, wie mich weitere Stiefel trafen und erhielt einen Schlag mit einem Knüppel auf den Kopf. Dann wurde ich von zwei Beamten gepackt, einer fasste mich an den Haaren der andere am rechten Oberarm (Kratzwunden) und zogen mich hoch und schmissen mich auf die Straße. Ich war am weinen und ging ein Stück bis mir Schwarz vor Augen wurde und ich auf die Knie fiel. Ich zitterte am ganzen Körper und fühlte mich elektrisiert.. Ich wurde dann mit dem Krankenwagen ins Kreiskrankenhaus Dannenberg gebracht... Während ich mit dem Arzt sprach rief die Polizei. Der Arzt gab meine Personalien der Polizei durch... (Gedächnisprotokoll)

Quelle: Atom Express No. 36, Okt/Nov. 83

13.07.1983

Am 13. Juli stimmt das Bundeskabinett unter Helmut Kohl der zügigen Aufnahme einer "untertägigen Erkundung" für die abschließende Eignungsaussage des Salzstocks Gorleben zu. In dem Kabinettsbeschluss heißt es auch, dass derzeit keine Notwendigkeit bestehe, "auch die Eignung anderer Salzstöcke zu untersuchen".

Noch 1979 hielt die Atomlobby eine Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) mit 1.400 Tonnen Jahresdurchsatz für unerlässlich. Nachdem zwei Standorte für den Bau einer WAA in Hessen und in Rheinland-Pfalz ausgeschieden sind, läuft 1983 die komplizierte Genehmigungsprozedur für Wackersdorf (Bayern) und in Dragahn (Niedersachsen).

Nach dem Regierungswechsel in Bonn wollte die Elektrizitäts-Wirtschaft endlich voll auf Atom-Kurs gehen. Doch das rechnet sich nicht. Statt der geplanten zwei soll nur noch eine Wiederaufarbeitungsanlage für abgebrannte Uranbrennelemente gebaut werden. Nicht einmal die jetzt vorgesehene Minianlage (im Gespräch war eine Kapazität von lediglich 350 Tonnen pro Jahr) werde von Anfang an ausgelastet sein. Nach damaligen Planungen sollte die WAA 1992 in Betrieb gehen. (SPIEGEL)

"Die Atomgegner haben der deutschen Industrie die größte Fehlinvestition ihrer Geschichte erspart", so ein Ministerialbeamter aus dem Bonner Forschungsministerium. (SPIEGEL Nr. 29 vom 18. Juli 1983)

Quelle: u.a. SPIEGEL Nr. 29 vom 18. Juli 1983

06.08.1983

Am Hiroshima-Tag, 6. August, demonstrieren 2.000 Menschen in Dragahn gegen die zivile und militärische Nutzung der Atomenergie.

Oktober

Im Oktober legt die "Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen" (DWK) einen im Detail ausgearbeitete Bauplan für eine WAA in Dragahn vor.

November

Im November wird der Sicherheitsbericht für die WAA Dragahn ausgelegt. Bis zum Jahresende gehen 29.300 Einsprüche, davon rund 15.000 aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg, bei der Kreisverwaltung ein.

1984


12.03.1984

Am 12. März beginnt der Erörterungstermin zur Errichtung der Wiederaufarbeitunganlage in Dragahn in Hitzacker. 29 300 Einwendungen waren eingereicht worden. "Eine Welle von Mißtrauen" schlägt Ministerialdirigent Wälzholz, Leiter der Abteilung Gewerbe, Umweltschutz und Kernenergie im niedersächsischen Ministerium für Bundesangelegenheiten entgegen. Man kommt "über Verfahrensfragen und Befangenheitsanträge kaum hinaus". Nach drei Tagen bleiben die meisten Kritiker:innen der Veranstaltung fern.

Der "Sicherheitsbericht", den die "Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen" (DWK) für Dragahn vorgelegt hat, steht nach Ansicht kritischer Wissenschaftler auf schwachen Füßen. Professor Armin Weiss vom Institut für Anorganische Chemie der Universität München hält die DWK-Angaben für "zum Teil falsch, zum Teil unvollständig und zum Teil irreführend". Der summarischen DWK-Behauptung etwa, von den in der Anlage "gehandhabten radioaktiven Stoffen" werde "nur ein geringer Anteil in kontrollierter Weise" an die Umgebung abgegeben, widerspricht Weiss mit der Feststellung, "wichtige radioaktive Nuklide" seien im Sicherheitsbericht "überhaupt nicht aufgeführt". (SPIEGEL, 18.03.1984)


"Das Vertrauen hat sehr gelitten, die Unwägbarkeiten sind gewachsen und wir sind beunruhigter als je zuvor."


Tatsächlich sind es die natürlichen Gegebenheiten, die an der Eignung des Salzes unter Gorleben, in dem hochaktiver Müll für alle Zeiten verschwinden soll, immer heftiger zweifeln lassen: Das Deckgebirge ist nicht dicht, der Salzstock keineswegs stabil seit Jahrmillionen, das Grundwasser steht nicht, sondern fließt und laugt Salz ab. Und wie Salz reagiert, wenn es durch Atomabfall aufgeheizt wird, weiß niemand genau. Eine eben erschienene Studie des Instituts für ökologische Forschung in Hannover kommt zu einem vollends vernichtenden Resultat: "Sollten die weiteren Untersuchungen ... gelegentlich einzelne positive Befunde liefern, so können mit diesen die schlechten Eigenschaften von Salzstock und Deckgebirge nicht ausgeglichen werden." (SPIEGEL, 18.03.1984)


Niedersachsens Ministerpräsident Ernst Albrecht kommentiert das so: "Dann muß man einen anderen suchen."

Quelle: u.a. SPIEGEL, 18.03.1984

WAA Dragahn vom Tisch

1985


04.02.1985

Am 4. Februar entscheidet sich die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) für Wackersdorf als Standort der Wiederaufarbeitungsanlage - und gegen das niedersächsische Dragahn. Die CSU-Landesregierung in Bayern hat die Hoffnung, "den Protest besser in den Griff zu bekommen".

In Dragahn versammeln sich 400 Menschen "bei Eiseskälte" und lauschen den 17-Uhr-Nachrichten: Freude kommt keine auf, Betroffenheit macht sich breit. Die WAA konnte zwar hier - aber nicht verhindert werden.

August

Im August zieht die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) ihren Antrag zum Bau einer Wiederaufarbeitungsanlage in Dragahn zurück.
Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag

Die ganze Geschichte: