Baubeginn im Bergwerk Gorleben. Heftige Auseinandersetzungen um die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf und das AKW Brokdorf. Nach dem GAU von Tschernobyl protestieren zehntausende Menschen gegen die Atomenergie.
Januar
07.01.1986
In Wackersdorf wird das zweite Hüttendorf geräumt und dem Erdboden gleichgemacht. Die Polizei nimmt 763 auswärtige Personen fest, 2.000 einheimische Besetzer*innen werden nach Nennung ihres Wohnortes freigelassen. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
Februar
04.02.1986
Am 4. Februar entscheidet sich die Atomindustrie definitiv für Wackersdorf als Standort für eine Wiederaufarbeitungsanlage.
16.02.1986
Nach der Entscheidung für Wackersdorf als Standort für eine WAA demonstrieren dort am 16. Februar bei eisigen Temperaturen rund 35.000 Menschen auf dem Schwandorfer Marktplatz.
16.02.1986
Am 16. Februar protestieren 500 Lüchow-Dannenberger*innen bei klirrender Kälte gegen die Rodung von 17 Hektar Wald für die Errichtung einer Abraum- und Salzhalde, die im Zusammenhang mit dem Endlagerausbau in Gorleben aufgeschüttet werden soll. Vierzig Aktivist*innen besetzen vorübergehend das bedrohte Gelände und errichten Hütten.
März
02.03.1986
Tod am Bauzaun: Bei einem brutalen Polizeieinsatz in Wackersdorf stirbt am 2. März die 61jährige Erna Sielka an Herzversagen. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
Offizieller Baubeginn des "Erkundungsbergwerks"
17.03.1986
Am 17. März beginnen die Abteufarbeiten von Schacht Gorleben I im Tiefkälte-Gefrierverfahren. Damit beginnt offiziell der Bau des "Erkundungsbergwerks" bzw. die unterirdischen Erkundungsarbeiten, eine "Tauglichkeitsprüfung". Bundesforschungsminister Riesenhuber und Niedersachsens Umweltminister Werner Remmers statten Gorleben bei der Gelegenheit einen Besuch ab. Geplant ist, dass das Endlager "Ende dieses Jahrhunderts" in Betrieb gehen soll. Derzeit steckt die Bundesregierung sämtliche Mittel zur Endlagerforschung ins Wendland–Salz. Anfang der 90er Jahre soll ein endgültiges Urteil gefällt werden, dann gibt es zu Gorleben keine Alternative mehr.
"Der Salzstock muß also sicher sein, egal was bei den Untersuchungen herauskommt", so die Kritik der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow–Dannenberg.
Großdemo gegen WAA in Wackersdorf
31.03.1986
Ostern 1986 (30./31. März) demonstrieren in Wackersdorf 100.000 Menschen gegen die WAA, es handelt sich um die größte Umweltdemonstration in der BRD bis zu diesem Zeitpunkt. Am Bauzaun kommt es zu Kämpfen zwischen BGS, Polizei und Bürger*innen. In Wackersdorf wird das Wasser abgestellt, damit die Wasserwerfer der Polizei betankt werden können. Erstmalig wird CS- und CN-Gas gegen Demonstrant*innen eingesetzt. Hunderten Menschen müssen die Augen ausgespült werden, es gibt Verletzte und einen Toten: Ein 38jähriger Demonstrant stirbt nach einem Asthmaanfall. Die Polizei bestreitet den Zusammenhang von Gaseinsatz und dem Tod des Mannes. Die Umstände werden auch im Wendland diskutiert.
April
Tschernobyl
26.04.1986
In den ersten Tagen nach Bekanntwerden der Katastrophe reagiert die gelähmte Anti-Atom-Bewegung gar nicht.
Atomindustrie will PKA bauen
30.04.1986
Am 30. April beantragt die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) die Errichtung einer Konditionierungsanlage (PKA) in Gorleben. Die Anlage soll auf 3,5 Hektar und für rund 200 Millionen Mark gebaut werden. Geplant ist dort die Zerlegung von Brennelementen und die anschließende Verpackung in endlagerfähige Behälter.
Gorleben erhielte damit die atomare Qualität, die dem Dorf an der Elbe bereits früher als "Nationales Entsorgungszentrum" zugedacht war. Einziger Unterschied zu damals: statt Wiederaufarbeitung nun Konditionierung, "nichts Chemisches" also, wie die DWK beruhigt. (Spiegel vom 02.06.1986)
Doch eine Konditionierung abgebrannter Brennelemente ist "weltweit noch nicht demonstriert und praktiziert", damit wird die PKA zu einem Experimentierplatz, auf dem "alle Arbeitsschritte zunächst erprobt" werden müssen, "um die Konditionierungstechnik bis zur Anwendungsreife zu entwickeln". Quelle: u.a. Spiegel, 02.06.1986
Mai
01.05.1986
Die radioaktive Wolke aus Tschernobyl erreicht die Bundesrepublik. "Unsere AKW sind sicher", sagen die Minister Zimmermann und Riesenhuber im Fernsehen. Die Bequerelwerte in der Luft, im Boden, in der Milch und in den Lebensmitteln steigen von Tag zu Tag. Der Schrecken wird mess- und damit fassbar. Viele Menschen ziehen ihre Schuhe vor der Wohnungstür aus, kaufen H-Milch und Äpfel aus Südafrika, schnuppern nicht mehr am Flieder. Für einige Wochen wird alles anders, gerät alles ins Rutschen. Tag für Tag gehen tausende auf die Straße. In Wackersdorf treibt die Polizei Demonstranten mit Wasserwerfern und Hubschraubern auseinander. Bayrisches Giftgas und Radioaktivität aus der Sowjetunion - Horrorszenen aus dem Atomstaat. Keiner will mehr Atomkraftwerke, die Atomlobby steht mit dem Rücken an der Wand. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
"Endlagerspektakel"
08.05.1986
Himmelfahrt (8./9. Mai) findet ein "Endlagerspektakel" in Gorleben und Salzgitter / Wolfenbüttel statt. Gelähmt vom GAU in Tschernobyl nehmen im Wendland 5.000 Menschen an der Aktion teil und fordern "die Stillegung aller Atomanlagen in Ost und West". Am ersten Werktag nach Himmelfahrt werden die Zufahrtsstraßen zu den Atomanlagen blockiert.
09.05.1986
Am Zaun der Atomanlage in Gorleben kommt es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Grenzschützer*innen und Protestlern. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
13.05.1986
40.000 Menschen fordern in Hamburg die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
18.05.1986
50.000 Menschen beteiligen sich in Wackersdorf an einer Pfingstaktion (18./19. Mai). Die Polizei schießt vom Hubschrauber aus Gasgranaten in die Menge. Mehr als 600 Protestierende werden durch Gas, Knüppelschläge oder Hundebisse teilweise schwer verletzt. In der Region herrscht Ausnahmezustand: Massive Polizeikontrollen, Hausdurchsuchungen und Festnahmen sollen die Bevölkerung einschüchtern. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
22.05.1986
In Lüneburg bilden am 22. Mai 2.000 Menschen eine Kette um das Rathaus, wo der Stadtrat über Atommülltransporte debattiert. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
Juni
06.06.1986
Zwischen dem 6. und 8. Juni findet der erste Pfingstmarkt in Kukate statt, einer der Ursprünge der WunderPunkte und der Kulturellen Landpartie.
06.06.1986
"Revolutionäre Pyrotechniker" fackeln etliche Maschinen von in Wackersdorf engagierten Baufirmen ab. Der Sachschaden geht in die Millionen. Seit der Reaktor-Katastrophe in Tschernonbyl haben Unbekannte im gesamten Bundesgebiet Dutzende Anschläge auf Zulieferfirmen und Infrastruktur der Atomindustrie verübt. In Schleswig-Holstein sind mehrere Strommasten angesägt worden. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
Am 7. Juni machen sich 100.000 Atomkraftgegner*innen auf den Weg zu einer Demo gegen das AKW Brokdorf, dessen Inbetriebnahme bevorsteht. Die Polizei lässt eine richtige Demonstration nicht zu und treibt am Bauzaun Kundgebungsteilnehmer*innen mit Tränengas und Knüppeln auseinander. Ca. 10.000 Hamburger Demonstrant*innen werden auf dem Weg zur Demo im schleswig-holsteinischen Kleve aufgehalten. Bei 95 Fahrzeugen zerschlägt die Polizei Scheiben, zersticht Reifen. Einige PKW brennen aus. Quelle: u.a. Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
07.06.1986
Am 7. Juni demonstrieren trotz Verbot 30.000 Menschen in Wackersdorf. Die extrem brutalen Polizeieinsätze hinterlassen sechzig schwer- und mehr als 300 leichtverletzte AKW-Gegner*innen. Rund siebzig Menschen werden festgenommen. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
08.06.1986
"Hamburger Kessel": Auf dem Heiligengeistfeld sammelt sich am 8. Juni eine Demonstration aus Protest gegen den Polizeieinsatz vom Vortag. Die mehr als 800 Personen werden bis zu 13 Stunden lang innerhalb einer Polizei-Absperrkette festgehalten. Wegen dieser Maßnahme muss zwei Monate später Innensenator Rolf Lange zurücktreten.
12.06.1986
In Hamburg protestieren 50.000 Menschen gegen den Atomstaat. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
Juli
12.07.1986
Die staatliche Hetze gegen "Chaoten" und "Terroristen" ist auf dem Höhepunkt, als die taz einen "Offenen Brief an die Anti-Bewegung" veröffentlicht. Tenor: Die Bewegung kann nur mit absoluter Gewaltfreiheit Erfolg haben, Gewalttäter sollen bei "künftigen Demonstrationen (...) keine Chance mehr haben, unseren Zielen so massiv zu schaden, wie sie das in den letzten Wochen leider getan haben." Das Dokument ist von Realo-Grünen, Sozialdemokraten und einer Reihe prominenter Theologen und Kulturschaffender unterzeichnet, die mit der Mehrheit der Anti-Atom-Bewegung gar nichts zu tun haben. Zahlreiche Gruppen aus der Bewegung reagieren mit scharfer öffentlicher Kritik auf den "Spaltungsversuch". Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
15.07.1986
Am 15. Juli besetzen Bio-Bauern das Kreishaus in Lüchow aus Protest gegen die Einstellung der unentgeltlichen staatlichen Meßprogramme, die nach dem Tschernobyl-GAU begonnen wurden. Die höchsten Radioaktivitäts-Werte im norddeutschen Raum finden sich im östlichen Zipfel des Wendlands. Besonders die Bio-Bauern machen mobil, ihre Existenz ist bedroht - und werden von der Polizei aus dem Kreishaus geschleift. Da sich radioaktives Jod-131 besonders auf Grünpflanzen niederschlägt, wollen viele Bauern ihre Kühe nicht mehr auf den Weiden grasen lassen.
26.07.1986
Über 100.000 Menschen nehmen am 26. und 27. Juli in Burglengenfeld am fünften "Anti-WAAhnsinns-Festival" teil, das sich gegen die WAA Wackersdorf richtet. Es handelt sich um das bis dahin größte Rockkonzert der deutschen Geschichte. Auf der Bühne stehen BAP, Die Toten Hosen, Udo Lindenberg, Rodgau Monotones, Purple Schulz, Rio Reiser, Herbert Grönemeyer und viele mehr.
27.07.1986
Laut eines Berichts der Nachrichtenagentur ap sind seit Jahresbeginn 178 Brand- und 27 Sprengstoffanschläge verübt worden. Mindestens 72 der gemeldeten Aktionen sollen laut Innen-Staatssekretär Spranger "im Sachzusammenhang mit der Kampangne gegen den Bau bzw. Betrieb kerntechnischer Anlagen" stehen. Quelle: Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv II, LAIKA-Verlag
August
06.08.1986
Sitzblockade vor dem AKW Brokdorf. Die Aktion wird künftig einmal im Monat stattfinden. Quelle: Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv II, LAIKA-Verlag
26.08.1986
Die SPD beschließt auf dem Nürnberger Parteitag einen Ausstieg aus der Atomenergie innerhalb von zehn Jahren. Quelle: Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv II, LAIKA-Verlag
28.08.1986
Sprengstoffanschlag auf einen Strommasten im Sachsenwald bei Hamburg. Die Leitung vom AKW Krümmel muss stillgelegt, das Kraftwerk im Betrieb heruntergefahren werden. Quelle: Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv II, LAIKA-Verlag
September
07.09.1986
Ein Polizeihubschrauber nimmt am WAA-Gelände in Wackersdorf die Verfolgung von angeblichen Brandstifter:innen auf. Auf der Bahnstrecke übersieht der Pilot einen herannahenden Zug. Helikopter und Zug kollidieren und gehen in Flammen auf. Der Lokführer kann sich durch einen Sprung retten, fünf Polizist:innen werden mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht, einer von ihnen stirbt. Quelle: Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv II, LAIKA-Verlag
"Fest des ersten Kübels"
18.09.1986
Der Betreiber der Bergwerks feiert am 18. September das "Fest des ersten Kübels", der Beginn der Abteufarbeiten in Schacht 1. Unweit des Geländes gibt es "lautstarken Protest".
Oktober
Bei den Kreistagswahlen im Oktober sichert sich die CDU (52,3%) ihre absolute Mehrheit. Dahinter: SPD (25,2%), UWG (11,9%) und Grüne (6,5%).
08.10.1986
Am 8. Oktober wird das Atomkraftwerk Brokdorf als als weltweit erste Anlage nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl in Betrieb genommen.
November
Mitte November
Mitte November erhebt die Staatsanwaltschaft Lüneburg Anklage gegen drei AKW-Gegner*innen aus dem Wendland, u.a. wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Sie sollen Anschläge auf die Bahnstrecke für Atommülltransporte verübt haben.
27.11.1986
Zum ersten Mal wird eine Bundeskonferenz der Anti-Atom-Bewegung verboten. Sie sollte am darauf folgenden Wochenende in Regensburg stattfinden. 1.200 Polizist*innen setzen das Verbot durch.
Dezember
14.12.1986
Nach dem offiziellen Baubeginn der WAA Wackersdorf errichten am 14. Dezember etwa 1.000 Atomkraftgegner*innen das erste Hüttendorf "Freie Oberpfalz". Zwei Tage später räumen 3.700 Polizisten die Protestaktion. Mit der Rodung des Taxölderner Forst wird begonnen.
21.12.1986
Am 21. Dezember steht das nächste Protest-Hüttendorf, die "Freie Republik Wackerland", auf dem Baugelände der WAA Wackersdorf: 158 Hütten, Zelte und Baumhäuser.
Die ganze Geschichte:
1998
Einwendungen gegen die PKA, Castortransport nach Ahaus, Transportestopp nach verstrahlten Behältern, Einstieg in den Atomausstieg und Moratorium im Salzstock.
1999
„Flickschusterei“ um Atomausstieg & AkEnd, Stunkparade nach Berlin und die Ankündigung, dass sich beim nächsten Castor X-tausend Menschen querstellen werden.
2000
Defekte Brücke und unsichere Behälter verhindern Castorlieferung, Atomkonsens „alles Lüge“, denn er sichert den Weiterbetrieb der AKW und Moratorium im Salzstock.
2001
Zwei Atommülltransporte rollen nach Gorleben, einer im März, ein zweiter im November. X-tausend Menschen stellen sich quer und WiderSetzen sich. Der Betonblock von Süschendorf zwingt den Castor zum Rückwärtsgang. Der Widerstand bekommt ein Archiv, die Bundestagsabgeordneten ein Denkmal, die „Gewissensruhe“.
2002
25 Jahre nach der Standortbenennung künftig keine Wasserwerfer mehr gegen den Widerstand, Freispruch im Süschendorf-Prozess, Ver-rück-te Dörfer gegen zwölf Castorbehälter, Rechenfehler und ein Abschlussbericht des AKEnd.
2003
Betonklötze für Betonköpfe, „Fest zum Protest“, der Salzstock wird besetzt, der siebte Castor rollt. Atomausstieg: das AKW Stade geht vom Netz – aber die Endlagersuche bleibt weiter unklar.
2004
Schienensitzen ist keine Straftat, das Einkesseln rechtswidrig, Trash People in Gedelitz, eine Veränderungssperre für den Salzstock zemetiert dessen Sonderstellung. Der Castortransport im Herbst verändert alles: Sebastién wird überfahren und stirbt.
2005
25 Jahre nach der „Republik Freies Wendland“ und 10 Jahre nach dem ersten Castortransport ist die Entsorgung des Atommülls weiter ungelöst. In die Debatte um die Entsorgung des Atommülls und die Zukunft der Atomenergie kommt Bewegung, die Veränderungssperre für den Salzstock wird verlängert. Container brennen, Bauern ziehen sich aus – und im November rollt der nächste Atommüllzug ins Zwischenlager.
2006
Geologe Grimmel warnt vor Erdbeben, die CDU kann sich in Gorleben ein Untertagelabor vorstellen. „Wir sind gekommen um zu bleiben“: Castorproteste im Herbst mit einer eigenen „Allgemeinverfügung gegen Atomwirtschaft und Polizeiwillkür“ und ein Offenbarungseid von Umweltminister Sigmar Gabriel.
2007
Der Widerstand feiert 30 Jahre Protest, ein Probecastor im Sommer aber keine „heiße Fracht“ im Herbst, stattdessen Kinderkrebsstudie und G8-Gipfel in Heiligendamm.
2008
Endlager-Symposium & Probebohrungen in Hamburg, absaufende Asse-2, 1 Millionen Jahre Endlager-Sicherheit und ein nächster Castortransport im November.
2009
Brisante Enthüllungen: Gorleben wurde aus politischen Motiven zum Endlagerstandort. Seit Jahren wird nicht nur „erkundet“, sondern ein Endlager gebaurt. „Mal so richtig abschalten“ – ein Protest-Treck aus dem Wendland führt zu einer großen Demo gegen AKW-Laufzeitverlängerung nach Berlin. Kein Castortransport, seit Oktober finden jeden Sonntag Spaziergänge um das Bergwerk statt.
2010
Krümmel-Treck, Ketten-Reaktion, Atomkraft-Schluss!, Castor XXL: die Antwort auf die AKW-Laufzeitverlängerung sind die größten Anti-Atom-Demonstrationen, die es in Deutschland je gab.
2011
Bundesweite Anti-Atom-Proteste nach dem Fukushima-GAU, neuer Atomausstieg, gorleben365 und ein „Rekord-Castor“ – der letzte, der nach Gorleben rollte.
2012
Das „Wendejahr“ mit zahlreichen Werksblockaden unter dem Motto „gorleben365“ und der zentralen Forderung zur Endlagersuche auf der „weißen Landkarte“: Der Fleck Gorleben muss weg!
2013
Mit der „Beluga“ stellt Greenpeace in Gorleben ein Mahnmal auf, der Widerstand läuft Matrathon gegen das neue Standortauswahl-Gesetz.
2014
Die „neue Endlagersuche auf der weißen Landkarte“ beginnt – mit einem dicken Fleck: Gorleben. Immer wieder Proteste gegen die „Atommüllkommission“ der Regierung und tausende Unterschriften gegen weitere Castoren.
2015
Tausende feiern im Sommer an den Atomanlagen, Erfolg vor dem Bundesverfassungsgericht: der „Kessel von Harlingen“ war rechtswidrig.
2016
Für 23 Milliarden Euro entledigen sich die Atomkonzerne dem Atommüll, der ab sofort uns allen „gehört“. Zahlreiche Aktionen an den Atomanlagen gegen die Endlagerpläne der Bundesregierung.
2017
Auch 40 Jahre nach der Standortbenennung ist der Widerstand „lebendig“, Betreiber der Atomanlagen wird der Bund, Castoren auf dem Neckar und letzte Befahrung des Gorleben-Schachts.
2018
Neuer Betreiber will Aus für die PKA, Langzeitlagerung von Castoren rückt in den Fokus, Kritik an der Arbeit des „Nationalen Begleitgremiums“.
2019
30 Jahre Kulturelle Landpartie, 40 Jahre nach dem Treck nach Hannover. Abriss der Schutzmauer um das Bergwerk.
2020
Im „Corona-Jahr“ wird Gorleben Ende September völlig unerwartet aus der weiteren Suche nach einem Atommülllager ausgeschlossen. Nach über 40 Jahren Protestgeschichte ist es vorbei. Im Herbst rollt der erste Castor durch Deutschland, der eigentlich nach Gorleben sollte.
2021
10 Jahre nach Fukushima hat die Corona-Pandemie Deutschland fest im Griff, nur wenige öffentliche Aktionen finden statt. Viel Kritik an Online-Veranstaltungen zur Endlagersuche. Im Sommer der vierte Kreuzweg von Gorleben nach Lützerath. Im Herbst das Versprechen: der Salzstock wird verfüllt.
2022
Das dritte Corona-Jahr beginnt mit einem Schicksalsschlag: völlig unerwartet stirbt Jochen Stay. Mit einem großen Festival feiern Anfang Juni tausende Menschen in Gorleben das Endlager-Aus und den Atomausstieg. Doch zum Jahresende die Ernüchterung: Die AKW-Abschaltung wird verschoben.
2023
Doch kein Atomausstieg zum 31.12.2022 – drei Atomkraftwerke laufen über das Jahr hinaus. Der Protest geht weiter.
2024
Die BI fordert einen Transportestopp ins Fasslager und den Neubau der Zwischenlagerhalle aus Sicherheitsgründen, denn die Castoren werden noch lange hier bleiben müssen. Der „Rückbau“ des verhinderten Endlagers wird immer teurer, Ende November beginnt dann endlich das Zuschütten: 400.000to Salz kommen zurück unter die Erde. Ein Meilenstein.
…und davor – Die Anfänge bis 1972
Die Anfänge: Erste Überlegungen, Atommüll in Salz zu lagern – statt ihn in der Tiefsee zu versenken. Gasexplosion im Salzstock Gorleben-Rambow.
1973
1973 werden die Pläne bekannt, bei Langendorf an der Elbe ein Atomkraftwerk zu bauen. In der Debatte um einen Standort für ein Atommüll-Endlager bzw. die Errichtung eines Entsorgungszentrums spielt Gorleben 1973 offiziell keine Rolle.
1974
Die Standortsuche für ein Atommülllager beginnt. Das Credo: So lange die Anlage genug Platz hatte und niemanden störte, war alles gut. Der Standort Gorleben hatte damit nichts zu tun.
1975
Im August 1975 bricht bei Trebel ein großer Waldbrand aus. Die Bundesregierung geht bei der Standortsuche für ein Nukleares Entsorgungszentrum (NEZ) davon aus, dass mehrere Salzstöcke parallel untersucht werden müssten. Gorleben gehört nicht dazu.
1976
(…) In einer zweiten Version der TÜV-Studie wurde handschriftlich der Standort Gorleben ergänzt und als am besten geeignet befunden. (…)
1977
Die Bedenken sind stark, doch Gorleben wird trotzdem zum Standort für den Bau eines gigantischen „Nuklearen Entsorgungszentrums“ benannt. Daraufhin finden erste Großdemonstrationen statt.
1978
Innerhalb von 5 Tagen sammeln Gorleben-Gegner*innen 800.000 DM, um der DWK beim Kauf weiterer Grundstücke über dem Salzstock Gorleben zuvor zukommen.
1979
Im März 1979 findet der legendäre „Treck nach Hannover“ statt. Nach einer Großdemonstration in der Landeshauptstadt verkündet Niedersachsens Ministerpräsident Albrecht das Aus für die WAA-Pläne in Gorleben.
1980
Platzbesetzung der Bohrstelle Gorleben 1004 und Gründung der „Republik Freies Wendland“. Die Räumung nach vier Wochen wird zum größten Polizeieinsatz in der Geschichte der BRD.
1981
Gorleben-Hearing in Lüchow zum Bau des Zwischenlagers und massiver Protest gegen das AKW Brokdorf. Nach Bohrungen werden die Zweifel an der Eignung des Salzstock Gorleben für ein Endlager „größer, nicht kleiner“. Doch Gegner*innen des Projekts seien „Schreihälse, die bald der Geschichte angehören“, meinen Bundeskanzler Helmut Schmidt und Oppositionsführer Helmut Kohl.
1982
Baubeginn des Zwischenlagers wird mit Aktionen im Grenzstreifen zur DDR beantwortet, militante Eskalation beim „Tanz auf dem Vulkan“ und immer schlechtere Bohrergebnisse. Plötzlich ist das Wendland mit Dragahn wieder als ein WAA-Standort im Gespräch.
1983
Proteste gegen die Pläne, in Dragahn eine WAA zu errichten. „Gorleben statt Kreta“ und Demos im Grenzgebiet zwischen der DDR und BRD. Das Bundeskabinett unter Helmut Kohl stimmt der „untertägigen Erkundung“ des Salzstocks Gorleben zu.
1984
„Das Vertrauen hat sehr gelitten“: Menschenkette und Wendland-Blockade gegen die WAA-Pläne. Unter erheblichem Protest erreicht ein erster Atommülltransport das Fasslager Gorleben.
1985
Ein erster leerer Probe-Castor erreicht das Wendland. Der erste Kreuzweg führt vom AKW Krümmel nach Gorleben. Nach Anschlägen auf die Bahn werden die Daten von tausenden Gorleben-Gegner*innen von der Polizei gespeichert – und damit eine ganze Szene pauschal kriminalisiert.
1986
Baubeginn im Bergwerk Gorleben. Heftige Auseinandersetzungen um die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf und das AKW Brokdorf. Nach dem GAU von Tschernobyl protestieren zehntausende Menschen gegen die Atomenergie.
1987
Schwerer Unfall in Schacht 1 des Bergwerks in Gorleben. „Transnuklearskandal“ betrifft auch Atommüll im Zwischenlager, Proteste gegen den Bau der PKA.
1988
Kreuzweg der Schöpfung führt von Wackersdorf nach Gorleben, Schmiergeldskandal, „Wir stellen uns quer“ – Proteste gegen den ersten Probecastor ins Zwischenlager.
1989
Das Aus für die WAA Wackersdorf, Castor-Alarm: erster hochradioaktiver Atommülltransport nach Gorleben wird wenige Stunden vor Abfahrt gerichtlich gestoppt.
1990
„Ein Hauch der Freien Republik Wendland wehte durch den Gorlebener Tann…“, als auf dem Bauplatz der PKA Hütten errichtet werden. Aktivist*innen besetzen im Sommer den Förderturm in Gorleben, zum Jahresende Baustopp und SPD-Versprechen.
1991
Proteste gegen die Anlieferung von Mol-Container, PKA-Bauplatzbesetzung, erneuter „Castor-Alarm“ und nächster Baustopp im Erkundungsbergwerk.
1992
Resolution gegen und eine Mehrzweckhalle für Gorleben, Erweiterung des Zwischenlagers und viel Geld für den Landkreis.
1993
Sitzblockaden gegen Atommüll-Lieferungen, „Wege aus der Gorleben-Salzstock-Sackgasse“, Energiekonsens-Gespräche und hohes Bussgeld gegen Turmbesetzer*innen.
1994
Widerstandscamp „Castornix“ und erhebliche Proteste gegen ersten Castortransport, der wegen technischer Mängel dann abgesagt wird. Weiterbau der PKA per Weisung.
1995
Anschläge auf Bahn & Kran, die Aktion „ausrangiert“ will den ersten Castor empfangen, Bundesumweltministerin Merkel macht den absurden Backpulver-Vergleich & der Baustopp im Bergwerk wird aufgehoben.
1996
10 Jahre nach Tschernobyl, „Wir stellen uns quer!“ gegen den zweiten Castor nach Gorleben.
1997
Gewaltsame Räumung für den dritten Castor, Griefahn knickt ein & mehr Geld von der BLG.
1998
Einwendungen gegen die PKA, Castortransport nach Ahaus, Transportestopp nach verstrahlten Behältern, Einstieg in den Atomausstieg und Moratorium im Salzstock.
1999
„Flickschusterei“ um Atomausstieg & AkEnd, Stunkparade nach Berlin und die Ankündigung, dass sich beim nächsten Castor X-tausend Menschen querstellen werden.
2000
Defekte Brücke und unsichere Behälter verhindern Castorlieferung, Atomkonsens „alles Lüge“, denn er sichert den Weiterbetrieb der AKW und Moratorium im Salzstock.
2001
Zwei Atommülltransporte rollen nach Gorleben, einer im März, ein zweiter im November. X-tausend Menschen stellen sich quer und WiderSetzen sich. Der Betonblock von Süschendorf zwingt den Castor zum Rückwärtsgang. Der Widerstand bekommt ein Archiv, die Bundestagsabgeordneten ein Denkmal, die „Gewissensruhe“.
2002
25 Jahre nach der Standortbenennung künftig keine Wasserwerfer mehr gegen den Widerstand, Freispruch im Süschendorf-Prozess, Ver-rück-te Dörfer gegen zwölf Castorbehälter, Rechenfehler und ein Abschlussbericht des AKEnd.
2003
Betonklötze für Betonköpfe, „Fest zum Protest“, der Salzstock wird besetzt, der siebte Castor rollt. Atomausstieg: das AKW Stade geht vom Netz – aber die Endlagersuche bleibt weiter unklar.
2004
Schienensitzen ist keine Straftat, das Einkesseln rechtswidrig, Trash People in Gedelitz, eine Veränderungssperre für den Salzstock zemetiert dessen Sonderstellung. Der Castortransport im Herbst verändert alles: Sebastién wird überfahren und stirbt.
2005
25 Jahre nach der „Republik Freies Wendland“ und 10 Jahre nach dem ersten Castortransport ist die Entsorgung des Atommülls weiter ungelöst. In die Debatte um die Entsorgung des Atommülls und die Zukunft der Atomenergie kommt Bewegung, die Veränderungssperre für den Salzstock wird verlängert. Container brennen, Bauern ziehen sich aus – und im November rollt der nächste Atommüllzug ins Zwischenlager.
2006
Geologe Grimmel warnt vor Erdbeben, die CDU kann sich in Gorleben ein Untertagelabor vorstellen. „Wir sind gekommen um zu bleiben“: Castorproteste im Herbst mit einer eigenen „Allgemeinverfügung gegen Atomwirtschaft und Polizeiwillkür“ und ein Offenbarungseid von Umweltminister Sigmar Gabriel.
2007
Der Widerstand feiert 30 Jahre Protest, ein Probecastor im Sommer aber keine „heiße Fracht“ im Herbst, stattdessen Kinderkrebsstudie und G8-Gipfel in Heiligendamm.
2008
Endlager-Symposium & Probebohrungen in Hamburg, absaufende Asse-2, 1 Millionen Jahre Endlager-Sicherheit und ein nächster Castortransport im November.
2009
Brisante Enthüllungen: Gorleben wurde aus politischen Motiven zum Endlagerstandort. Seit Jahren wird nicht nur „erkundet“, sondern ein Endlager gebaurt. „Mal so richtig abschalten“ – ein Protest-Treck aus dem Wendland führt zu einer großen Demo gegen AKW-Laufzeitverlängerung nach Berlin. Kein Castortransport, seit Oktober finden jeden Sonntag Spaziergänge um das Bergwerk statt.
2010
Krümmel-Treck, Ketten-Reaktion, Atomkraft-Schluss!, Castor XXL: die Antwort auf die AKW-Laufzeitverlängerung sind die größten Anti-Atom-Demonstrationen, die es in Deutschland je gab.
2011
Bundesweite Anti-Atom-Proteste nach dem Fukushima-GAU, neuer Atomausstieg, gorleben365 und ein „Rekord-Castor“ – der letzte, der nach Gorleben rollte.
2012
Das „Wendejahr“ mit zahlreichen Werksblockaden unter dem Motto „gorleben365“ und der zentralen Forderung zur Endlagersuche auf der „weißen Landkarte“: Der Fleck Gorleben muss weg!
2013
Mit der „Beluga“ stellt Greenpeace in Gorleben ein Mahnmal auf, der Widerstand läuft Matrathon gegen das neue Standortauswahl-Gesetz.
2014
Die „neue Endlagersuche auf der weißen Landkarte“ beginnt – mit einem dicken Fleck: Gorleben. Immer wieder Proteste gegen die „Atommüllkommission“ der Regierung und tausende Unterschriften gegen weitere Castoren.
2015
Tausende feiern im Sommer an den Atomanlagen, Erfolg vor dem Bundesverfassungsgericht: der „Kessel von Harlingen“ war rechtswidrig.
2016
Für 23 Milliarden Euro entledigen sich die Atomkonzerne dem Atommüll, der ab sofort uns allen „gehört“. Zahlreiche Aktionen an den Atomanlagen gegen die Endlagerpläne der Bundesregierung.
2017
Auch 40 Jahre nach der Standortbenennung ist der Widerstand „lebendig“, Betreiber der Atomanlagen wird der Bund, Castoren auf dem Neckar und letzte Befahrung des Gorleben-Schachts.
2018
Neuer Betreiber will Aus für die PKA, Langzeitlagerung von Castoren rückt in den Fokus, Kritik an der Arbeit des „Nationalen Begleitgremiums“.
2019
30 Jahre Kulturelle Landpartie, 40 Jahre nach dem Treck nach Hannover. Abriss der Schutzmauer um das Bergwerk.
2020
Im „Corona-Jahr“ wird Gorleben Ende September völlig unerwartet aus der weiteren Suche nach einem Atommülllager ausgeschlossen. Nach über 40 Jahren Protestgeschichte ist es vorbei. Im Herbst rollt der erste Castor durch Deutschland, der eigentlich nach Gorleben sollte.
2021
10 Jahre nach Fukushima hat die Corona-Pandemie Deutschland fest im Griff, nur wenige öffentliche Aktionen finden statt. Viel Kritik an Online-Veranstaltungen zur Endlagersuche. Im Sommer der vierte Kreuzweg von Gorleben nach Lützerath. Im Herbst das Versprechen: der Salzstock wird verfüllt.
2022
Das dritte Corona-Jahr beginnt mit einem Schicksalsschlag: völlig unerwartet stirbt Jochen Stay. Mit einem großen Festival feiern Anfang Juni tausende Menschen in Gorleben das Endlager-Aus und den Atomausstieg. Doch zum Jahresende die Ernüchterung: Die AKW-Abschaltung wird verschoben.
2023
Doch kein Atomausstieg zum 31.12.2022 – drei Atomkraftwerke laufen über das Jahr hinaus. Der Protest geht weiter.
2024
Die BI fordert einen Transportestopp ins Fasslager und den Neubau der Zwischenlagerhalle aus Sicherheitsgründen, denn die Castoren werden noch lange hier bleiben müssen. Der „Rückbau“ des verhinderten Endlagers wird immer teurer, Ende November beginnt dann endlich das Zuschütten: 400.000to Salz kommen zurück unter die Erde. Ein Meilenstein.
…und davor – Die Anfänge bis 1972
Die Anfänge: Erste Überlegungen, Atommüll in Salz zu lagern – statt ihn in der Tiefsee zu versenken. Gasexplosion im Salzstock Gorleben-Rambow.
1973
1973 werden die Pläne bekannt, bei Langendorf an der Elbe ein Atomkraftwerk zu bauen. In der Debatte um einen Standort für ein Atommüll-Endlager bzw. die Errichtung eines Entsorgungszentrums spielt Gorleben 1973 offiziell keine Rolle.
1974
Die Standortsuche für ein Atommülllager beginnt. Das Credo: So lange die Anlage genug Platz hatte und niemanden störte, war alles gut. Der Standort Gorleben hatte damit nichts zu tun.
1975
Im August 1975 bricht bei Trebel ein großer Waldbrand aus. Die Bundesregierung geht bei der Standortsuche für ein Nukleares Entsorgungszentrum (NEZ) davon aus, dass mehrere Salzstöcke parallel untersucht werden müssten. Gorleben gehört nicht dazu.
1976
(…) In einer zweiten Version der TÜV-Studie wurde handschriftlich der Standort Gorleben ergänzt und als am besten geeignet befunden. (…)
1977
Die Bedenken sind stark, doch Gorleben wird trotzdem zum Standort für den Bau eines gigantischen „Nuklearen Entsorgungszentrums“ benannt. Daraufhin finden erste Großdemonstrationen statt.
1978
Innerhalb von 5 Tagen sammeln Gorleben-Gegner*innen 800.000 DM, um der DWK beim Kauf weiterer Grundstücke über dem Salzstock Gorleben zuvor zukommen.
1979
Im März 1979 findet der legendäre „Treck nach Hannover“ statt. Nach einer Großdemonstration in der Landeshauptstadt verkündet Niedersachsens Ministerpräsident Albrecht das Aus für die WAA-Pläne in Gorleben.
1980
Platzbesetzung der Bohrstelle Gorleben 1004 und Gründung der „Republik Freies Wendland“. Die Räumung nach vier Wochen wird zum größten Polizeieinsatz in der Geschichte der BRD.
1981
Gorleben-Hearing in Lüchow zum Bau des Zwischenlagers und massiver Protest gegen das AKW Brokdorf. Nach Bohrungen werden die Zweifel an der Eignung des Salzstock Gorleben für ein Endlager „größer, nicht kleiner“. Doch Gegner*innen des Projekts seien „Schreihälse, die bald der Geschichte angehören“, meinen Bundeskanzler Helmut Schmidt und Oppositionsführer Helmut Kohl.
1982
Baubeginn des Zwischenlagers wird mit Aktionen im Grenzstreifen zur DDR beantwortet, militante Eskalation beim „Tanz auf dem Vulkan“ und immer schlechtere Bohrergebnisse. Plötzlich ist das Wendland mit Dragahn wieder als ein WAA-Standort im Gespräch.
1983
Proteste gegen die Pläne, in Dragahn eine WAA zu errichten. „Gorleben statt Kreta“ und Demos im Grenzgebiet zwischen der DDR und BRD. Das Bundeskabinett unter Helmut Kohl stimmt der „untertägigen Erkundung“ des Salzstocks Gorleben zu.
1984
„Das Vertrauen hat sehr gelitten“: Menschenkette und Wendland-Blockade gegen die WAA-Pläne. Unter erheblichem Protest erreicht ein erster Atommülltransport das Fasslager Gorleben.
1985
Ein erster leerer Probe-Castor erreicht das Wendland. Der erste Kreuzweg führt vom AKW Krümmel nach Gorleben. Nach Anschlägen auf die Bahn werden die Daten von tausenden Gorleben-Gegner*innen von der Polizei gespeichert – und damit eine ganze Szene pauschal kriminalisiert.
1986
Baubeginn im Bergwerk Gorleben. Heftige Auseinandersetzungen um die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf und das AKW Brokdorf. Nach dem GAU von Tschernobyl protestieren zehntausende Menschen gegen die Atomenergie.
1987
Schwerer Unfall in Schacht 1 des Bergwerks in Gorleben. „Transnuklearskandal“ betrifft auch Atommüll im Zwischenlager, Proteste gegen den Bau der PKA.
1988
Kreuzweg der Schöpfung führt von Wackersdorf nach Gorleben, Schmiergeldskandal, „Wir stellen uns quer“ – Proteste gegen den ersten Probecastor ins Zwischenlager.
1989
Das Aus für die WAA Wackersdorf, Castor-Alarm: erster hochradioaktiver Atommülltransport nach Gorleben wird wenige Stunden vor Abfahrt gerichtlich gestoppt.
1990
„Ein Hauch der Freien Republik Wendland wehte durch den Gorlebener Tann…“, als auf dem Bauplatz der PKA Hütten errichtet werden. Aktivist*innen besetzen im Sommer den Förderturm in Gorleben, zum Jahresende Baustopp und SPD-Versprechen.
1991
Proteste gegen die Anlieferung von Mol-Container, PKA-Bauplatzbesetzung, erneuter „Castor-Alarm“ und nächster Baustopp im Erkundungsbergwerk.
1992
Resolution gegen und eine Mehrzweckhalle für Gorleben, Erweiterung des Zwischenlagers und viel Geld für den Landkreis.
1993
Sitzblockaden gegen Atommüll-Lieferungen, „Wege aus der Gorleben-Salzstock-Sackgasse“, Energiekonsens-Gespräche und hohes Bussgeld gegen Turmbesetzer*innen.
1994
Widerstandscamp „Castornix“ und erhebliche Proteste gegen ersten Castortransport, der wegen technischer Mängel dann abgesagt wird. Weiterbau der PKA per Weisung.
1995
Anschläge auf Bahn & Kran, die Aktion „ausrangiert“ will den ersten Castor empfangen, Bundesumweltministerin Merkel macht den absurden Backpulver-Vergleich & der Baustopp im Bergwerk wird aufgehoben.
1996
10 Jahre nach Tschernobyl, „Wir stellen uns quer!“ gegen den zweiten Castor nach Gorleben.
1997
Gewaltsame Räumung für den dritten Castor, Griefahn knickt ein & mehr Geld von der BLG.
1998
Einwendungen gegen die PKA, Castortransport nach Ahaus, Transportestopp nach verstrahlten Behältern, Einstieg in den Atomausstieg und Moratorium im Salzstock.
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