Ein erster leerer Probe-Castor erreicht das Wendland. Der erste Kreuzweg führt vom AKW Krümmel nach Gorleben. Nach Anschlägen auf die Bahn werden die Daten von tausenden Gorleben-Gegner*innen von der Polizei gespeichert - und damit eine ganze Szene pauschal kriminalisiert.
Fünfzehn Widerständler:innen bringen den "Kriminaltango", eine unvergessliche Show als "satirische Revue" auf die Kriminalisierungswelle gegen Gorleben-Gegner:innen auf die Bühne. Es fliessen keine Privatgagen, der Erlös geht an den Ermittlungsausschuss (EA) Gorleben. Es findet eine Tournee durch ca. acht Städte der BRD statt.
Januar
21.01.1985
Die Bundesregierung spricht sich am 21. Januar für die Wiederaufarbeitung verbrauchter Kernbrennstoffe als "bevorzugtes Entsorgungskonzept" aus.
22.01.1985
Fünfzehn AKW-Gegner*innen besetzen das Gewerbeaufsichtsamt in Lüneburg und hinterlassen ein Fass mit verstrahltem Sand von der englischen Küste bei Windscale, Standort einer Wiederaufarbeitungsanlage. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
Februar
WAA Dragahn vom Tisch
04.02.1985
Am 4. Februar entscheidet sich die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) für Wackersdorf als Standort der Wiederaufarbeitungsanlage - und gegen das niedersächsische Dragahn. Die CSU-Landesregierung in Bayern hat die Hoffnung, "den Protest besser in den Griff zu bekommen".
In Dragahn versammeln sich 400 Menschen "bei Eiseskälte" und lauschen den 17-Uhr-Nachrichten: Freude kommt keine auf, Betroffenheit macht sich breit. Die WAA konnte zwar hier - aber nicht verhindert werden.
04.02.1985
Am 4. Februar bekundet die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) ihren Willen, in Gorleben eine Konditionierungsanlage für Atommüll zu bauen.
Am 6. Februar kommt, begleitet von viel Polizei, ein erster leerer (Probe-) Castorbehälter auf der Verladestation Dannenberg-Ost an. Dort wird der Behälter zu Testzwecken vom Bahnwaggon auf einen Straßentieflader umgeladen. Es handelt sich um einen gebrauchten Castor, mit dem bereits Atommüll vom AKW Stade zur Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe transportiert worden war. Um die 100 Atomkraftgegner*innen protestieren gegen den Transport vor dem Krangelände.
16.02.1985
"Gorleben ist überall": In zwei Sonderbussen fahren die "Reisechaoten" aus dem Wendland am 16. Februar zu einer Großdemo nach Wackersdorf. 40.000 Menschen demonstrieren in Schwandorf.
"Heute sind viele unserer Freunde mitgekommen, um euch zu unterstützen; das sagt eigentlich mehr über unsere Empfindungen als alle Worte." (Lilo Wollny am 16.2.1985 in Schwandorf)
Am 23. und 24. Februar finden im Wendland Aktionstage statt, an denen sich 2.000 Menschen beteiligen. Straßen werden blockiert, mit Theater und Musik gegen Atommülltransporte protestiert. Am 23. und 24. Februar finden im Wendland Aktionstage statt, an denen sich 2.000 Menschen beteiligen. Straßen werden blockiert, mit Theater und Musik gegen Atommülltransporte protestiert. Der Landkreis hatte die Aktionen im Vorfeld verboten. Am Bahnhof Dannenberg kommt es zu Massengewahrsamnahmen durch ein großes Aufgebot der Polizei. In Trebel wird ein Mahnstein enthüllt, der wochenlang für Diskussionen sorgt, bis er Ende Mai von Unbekannten zerstört wird:
"Sie haben unsere Zukunft an die Atommafia verkauft"
Darunter Namen von Kommunalpolitikern.
Zur Fastenzeit wird zwischen dem 7. und 15. März ein Holzkreuz vom Atomkraftwerk Krümmel, das erst wenige Monate in Betrieb ist, nach Gorleben getragen und dort installiert. Der Kreuzweg wird begleitet von heftigen Auseinandersetzungen mit der offiziellen Kirche. Den beteiligten Pastoren wird zum Teil Predigtverbot angedroht, wenn das große Holzkreuz nahe der Atomanlagen in Gorleben aufgestellt würde.
Ein Artikel über die Wendlandblockade im Anti-AKW-Kalender des Göttinger Arbeitskreises gegen Atomenergie ist Aufhänger für eine Großrazzia in Buchläden und Büros. 2.801 Kalender werden beschlagnahmt. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
22.03.1985
Das Zwischenlager für Castorbehälter in Gorleben ist fertiggestellt, eine Einlagerung von Brennelementen jedoch seit dem 22. März untersagt. Das Verwaltungsgericht Stade stellte die aufschiebende Wirkung der Klagen gegen das Zwischenlager wieder her. Die Betreiberin verzichtete auf die Anordnung der sofortigen Vollziehung.
Nachdem das 1984 entstandene Plakat "TAG X - Verhindert die Atommülltransporte ins Wendland" zunächst verboten wurde, trifft Martin Mombaur, ehemaliger Sprecher der Bürgerinitiative und ab 1985 Landtagsabgeordneter der Grünen in Niedersachsen, am 8. Mai den Künstler Joseph Beuys. Dieser versieht das inkriminierte Plakat spontan mit einer handschriftlichen Widmung, die lautete:
"MENSCHENGEMÄSSE KUNST MUSS 1. DIE ZERSTÖRUNG DES MENSCHENGEMÄSSEN VERHINDERN UND 2. DAS MENSCHENGEMÄSSE AUFBAUEN – nur das ist KUNST und sonst gar nichts.“ Zusätzlich die Worte "Gorleben soll leben", der Name "Martin Mombaur" und die Signatur von Joseph Beuys.
Durch diese Aktion des weltberühmten Künstlers wird das vorher eher unscheinbare Plakat aus Lüchow-Dannenberg selbst zur Kunst und konnte nicht mehr verboten werden. In der Zukunft hängt es tausendfach an Straßenrändern in Lüchow-Dannenberg und gilt Jahrzehntelang als das Symbol für den wendländischen Widerstand.
08.05.1985
Erneut findet im Wendland eine Hausdurchsuchung bei Atomkraftgegner*innen statt. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
31.05.1985
Erster Sonntagsspaziergang zum geplanten Atommüll-Endlager Schacht Konrad bei Salzgitter. Die monatlichen Spaziergänge werden zum Ritual. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
Juni
Im Juni stoppt das Oberverwaltungsgericht Münster den Bau eines Zwischenlagers für abgebrannte Brennelemente im münsterländischen Ahaus. Eine Entscheidung, die das bundesdeutsche "Entsorgungskonzept ins Stocken" bringt:
Die Entstehungsgeschichte des Atomgesetzes deute, so das Gericht, "nicht eben darauf hin, daß derartige große externe Zwischenlager ... dem Willen des Gesetzgebers entsprechen" - eine Interpretation, die, wenn sie sich durchsetzt, auch das Gorleben-Projekt zu Fall bringt.
Quelle: SPIEGEL vom 10.06.1985
"In Gorleben kommen die Erkundungsbohrungen für ein Endlager in den Salzstöcken nicht so recht voran, seit Ernst Albrecht vergrätzt ist, weil die WAA in Bayern und nicht in seinem Land gebaut werden soll. Falls der Christdemokrat nächstes Jahr von einem rot-grünen Bündnis unter dem Sozialdemokraten Gerhard Schröder abgelöst wird, könnte das für ein Endlager in Niedersachsen das Ende bedeuten."
Quelle: SPIEGEL vom 10.06.1985
04.06.1985
Nach der Klage eines Landwirts verfügt ein Gericht vorübergehend einen Baustopp für das Brennelemente-Zwischenlager Ahaus. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
Spektakuläre Kunstaktion am 16. Juni in der Landschaft, eine 12-stündige Ausstellungsreise durch das Wendland. In Zusammenarbeit mit zahlreichen wendländischen Künstler*innen füllten geladene Gäste vier Reisebusse und werden zwischen 12 Uhr mittags und 12 Uhr nachts entlang der Zonengrenze zu zwölf künstlerisch gestalteten Stationen gebracht. Thematisiert wird das geplante Endlager in Gorleben.
Juli
Mitte 1985 bescheinigt das Umweltministerium unter Friedrich Zimmermann einen Atommüllexport nach China als "praktikabel" - und als Ausweg aus den Zwischenlager-Miseren von Ahaus und Gorleben. Verhandlungen liefen mit dem damaligen chinesische Ministerpräsident Zhao Ziyang in Bonn, Schanghai sollte ein AKW mit zwei 1000-MW-Blöcken bekommen und dafür sollte China den deutschen Atommüll (800 bis 1000 Tonnen Brennelemente) nehmen - egal ob zur Lagerung oder zur Aufarbeitung, Peking offeriert beides. In einem internen Papier aus dem Bonner Innenministerium heisst es dazu, "es sei davon auszugehen, daß sich die Lieferung des Atommülls realisieren lasse". Im Gegenzug sollten 6.000 Tonnen Uran geliefert werden.
Im Juli wird bekannt: Die Bundesregierung hat der Physikalisch-Technischen-Bundesanstalt (PTB) untersagt, Überlegungen anzustellen, ob als Alternative zum Gorlebener Salzstock auch andere mögliche Endlagerstätten für Atommüll erkundet werden sollten. Professor Helmut Röthemeyer von der PTB bestätigte die Existenz dieser Weisung und bezeichnete sie als eine "unangenehme Sache". Quelle: Frankfurter Rundschau, 25.07.1985
August
Spoduk-Affäre
Im August enthüllen Mitglieder der Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, dass seit März 1984 zwanzig Beamte einer Sonderkommission des Landeskriminalamtes ("Soko 602") jede Menge Daten sammeln, um unter Atomgegnern eine kriminelle Vereinigung dingfest zu machen. Die so genannte "Spudok"-Affäre (Spurendokumentationssystem - Spudok) beherrscht auch die Gorleben-Diskussion. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nach Brand- und Bahnanschlägen großflächig. Es handelt sich um persönliche Daten von 3.600 Gorleben-Gegner*innen (= jeder fünfundzwanzigste im Landkreis), die in einer geheimen Spuren-Datenbank gespeichert sind.
Wie so oft antwortet der Widerstand mit Kreativität: "Die Atomkraftgegner im niedersächsischen Wendland, rund um das geplante Endlager in Gorleben, taten "einen Schritt nach vorn": In den "Bauernstuben" des Dorfes Trebel gründeten präzise "129 Erstunterzeichner" in aller Offenheit eine "Kriminelle Vereinigung Wendland, Gruppe 129 e. V.".
Das niedersächsische Innenministerium bestätigt die Existenz der Datensammlung und nennt diese "völlig legal" und Kritik an den Polizeipraktiken "hirnrissig". Die Datei, ließ Innenminister Egbert Möcklinghoff verlautbaren, sei "unter Beachtung aller Vorschriften" aufgebaut worden und diene dazu, erfolgreich Ermittlungen "wegen des Verdachts der Gründung einer kriminellen Vereinigung" nach Paragraph 129 des Strafgesetzbuches zu führen. Im vergangenen Jahr habe es diverse Anschläge von "Kernkraftgegnern" gegen Bahngleise und Baufirmen gegeben - Gesamtschaden: 3,8 Millionen Mark.
Laut BI handelt es sich aber hauptsächlich um Daten von Personen, gegen die "kein Tatverdacht" vorliegt. Erfaßt wurden zum Beispiel Hoteliers, bei denen "möglicherweise finstere Personen abgestiegen" waren (Innenministerium). Ein Student sei in die Datei geraten, weil er beim "Ausspähen einer Baustelle" beobachtet worden war; nach eigener Darstellung hatte er allerdings lediglich auf der Straße gehalten, um mit einem Bekannten "zu klönen". Marianne Fritzen, 61, seit vielen Jahren Vorsitzende der Bürgerinitiative, ist im Polizeicomputer mit dem Vermerk registriert: "1 Vorsitzender BIU LUE DBG".
Die Bürgerinitiative vermutet, daß die Datei eher politischen als polizeilichen Zwecken dient. "Die wollen keine Täter, die wollen den Landkreis umbuddeln", glaubt BI-Sprecher Hannes Kempmann: "Im Computer lande alles, was »nach Widerstand riecht".
Quelle: u.a. SPIEGEL, 25.08.1985
Im August zieht die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) ihren Antrag zum Bau einer Wiederaufarbeitungsanlage in Dragahn zurück. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
06.08.1985
Über 100 Menschen versammeln sich zu einer Schweigestunde am ehemaligen Fähranleger in Gorleben, um dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima vor 40 Jahren zu gedenken.
07.08.1985
Sprengstoffanschlag auf eine Eisenbahnbrücke bei Uelzen. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
September
19.09.1985
Brandanschlag auf zwei Bagger einer Uelzener Firma, die bei den Gorlebener Atomanlagen mitbaut. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
24.09.1985
Am 24. September erteilt das bayerische Umweltministerium die 1. Teilerrichtungsgenehmigung für die WAA Wackersdorf und ordnet die "sofortige Vollziehbarkeit" an.
Oktober
Auf der 137. Hauptversammlung der Deutschen Geologischen Gesellschaft (DGGV), die im Herbst stattfindet, beschäftigen sich 400 Professoren, Doktoren und Ingenieure einen Tag lang mit dem Salzstock Gorleben. Während Prof. Duphorn auch hier vehement seine Forderung wiederholt, die Untersuchungen in Gorleben zu beenden, greift der Göttinger Professor Hermann, in der Wissenschaft als "Salzpapst" bekannt, die Bundesregierung scharf an. Seine Worte: "Wer heute noch sagt, es gäbe ein weltbestes Endlagermedium oder Endlagerkonzept, der betreibt Propaganda, keine Wissenschaft."
14.10.1985
Nach "umfangreichen Reparaturarbeiten" am Fussboden des Zwischenlagers in Gorleben nimmt dieses am 14. Oktober den Betrieb wieder auf.
15.10.1985
Sachschaden in Millionenhöhe entsteht durch einen Brandanschlag auf Baufahrzeuge im Wendland. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
21.10.1985
Seit dem 21. Oktober wird wieder Atommüll eingelagert: Zwei Transporte mit schwachaktiven Abfällen aus dem AKW Würgassen rollen an. 150 Atomkraftgegner*innen blockieren einen dritten Transport, zerstechen die Reifen und müssen von der Polizei weggetragen werden.
Lüchow-Dannenberg gleicht einem Heerlager. 1.800 Polizisten sind im Einsatz, um der fehlenden Akzeptanz auf die Sprünge zu helfen.
November
Oktober/November: Atommüll aus den Atomkraftwerken Würgassen und Neckarwestheim wird nach Gorleben gebracht. Polizeihundertschaften "prügeln die Transporte ins Zwischenlager". Rund um die Uhr versuchen mehrere Hundert Atomkraftgegner*innen mit Blockaden und Barrikaden ihr Bestes, um die Lastwagen aufzuhalten. Für den CDU-Landtagsabgeordneten Grill sind die Widerstandaktionen "kriminelle Handlungen von Leuten, die weder Staat noch die Demokratie akzeptieren". Quelle: u.a. Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
02.11.1985
Am 2. November wird aus dem Zwischenlager eines der Fässer aus dem AKW Würgassen wegen zu hoher Strahlung dorthin zurückgewiesen.
25.11.1985
Wendländische Bäuer*innen kippen vor dem Zwischenlager Gorleben 300 Zentner Kartoffeln ab. Sie protestieren gegen den Preisverfall landwirtschaftlicher Produkte und die Milliardensubventionen für die Atomenergie. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
Dezember
11.12.1985
Nach vergeblicher juristischer Blockade der Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf beginnt am 11. Dezember die Rodung im "Westlichen Taxölderner Forst".
14.12.1985
40.000 Menschen nehmen am 14. Dezember anlässlich des Rodungsbeginn in Wackersdorf an einer Demonstration teil. Waldwege und Bahnlinien werden blockiert. 2.000 WAA-Gegner*innen bleiben über Nacht und errichten ein Hüttendorf. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
16.12.1985
4.000 Polizist*innen und Grenzschützer*innen räumen und zerstören am 14. Dezember das Hüttendorf auf dem Baugelände der WAA Wackersdorf. Bei der bis dahin größten Festnahmeaktion in der Polizeigeschichte werden rund neunhundert Menschen erkennungsdienstlich behandelt. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
21.12.1985
Auf dem Gelände der geplanten WAA Wackersdorf wird am 21. Dezember erneut ein Hüttendorf errichtet: Über Weihnachten und Sylvester sind mehr als 2.000 Menschen auf dem besetzten Gelände, sie proklamieren die "Republik Freies Wackerland". Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
31.12.1985
Unbekannte kippen in der Silvesternacht Schwefelsäure auf Messeinrichtungen des Atommüllzwischenlagers in Gorleben. Die Geräte sind danach defekt. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
Die ganze Geschichte:
1998
Einwendungen gegen die PKA, Castortransport nach Ahaus, Transportestopp nach verstrahlten Behältern, Einstieg in den Atomausstieg und Moratorium im Salzstock.
1999
„Flickschusterei“ um Atomausstieg & AkEnd, Stunkparade nach Berlin und die Ankündigung, dass sich beim nächsten Castor X-tausend Menschen querstellen werden.
2000
Defekte Brücke und unsichere Behälter verhindern Castorlieferung, Atomkonsens „alles Lüge“, denn er sichert den Weiterbetrieb der AKW und Moratorium im Salzstock.
2001
Zwei Atommülltransporte rollen nach Gorleben, einer im März, ein zweiter im November. X-tausend Menschen stellen sich quer und WiderSetzen sich. Der Betonblock von Süschendorf zwingt den Castor zum Rückwärtsgang. Der Widerstand bekommt ein Archiv, die Bundestagsabgeordneten ein Denkmal, die „Gewissensruhe“.
2002
25 Jahre nach der Standortbenennung künftig keine Wasserwerfer mehr gegen den Widerstand, Freispruch im Süschendorf-Prozess, Ver-rück-te Dörfer gegen zwölf Castorbehälter, Rechenfehler und ein Abschlussbericht des AKEnd.
2003
Betonklötze für Betonköpfe, „Fest zum Protest“, der Salzstock wird besetzt, der siebte Castor rollt. Atomausstieg: das AKW Stade geht vom Netz – aber die Endlagersuche bleibt weiter unklar.
2004
Schienensitzen ist keine Straftat, das Einkesseln rechtswidrig, Trash People in Gedelitz, eine Veränderungssperre für den Salzstock zemetiert dessen Sonderstellung. Der Castortransport im Herbst verändert alles: Sebastién wird überfahren und stirbt.
2005
25 Jahre nach der „Republik Freies Wendland“ und 10 Jahre nach dem ersten Castortransport ist die Entsorgung des Atommülls weiter ungelöst. In die Debatte um die Entsorgung des Atommülls und die Zukunft der Atomenergie kommt Bewegung, die Veränderungssperre für den Salzstock wird verlängert. Container brennen, Bauern ziehen sich aus – und im November rollt der nächste Atommüllzug ins Zwischenlager.
2006
Geologe Grimmel warnt vor Erdbeben, die CDU kann sich in Gorleben ein Untertagelabor vorstellen. „Wir sind gekommen um zu bleiben“: Castorproteste im Herbst mit einer eigenen „Allgemeinverfügung gegen Atomwirtschaft und Polizeiwillkür“ und ein Offenbarungseid von Umweltminister Sigmar Gabriel.
2007
Der Widerstand feiert 30 Jahre Protest, ein Probecastor im Sommer aber keine „heiße Fracht“ im Herbst, stattdessen Kinderkrebsstudie und G8-Gipfel in Heiligendamm.
2008
Endlager-Symposium & Probebohrungen in Hamburg, absaufende Asse-2, 1 Millionen Jahre Endlager-Sicherheit und ein nächster Castortransport im November.
2009
Brisante Enthüllungen: Gorleben wurde aus politischen Motiven zum Endlagerstandort. Seit Jahren wird nicht nur „erkundet“, sondern ein Endlager gebaurt. „Mal so richtig abschalten“ – ein Protest-Treck aus dem Wendland führt zu einer großen Demo gegen AKW-Laufzeitverlängerung nach Berlin. Kein Castortransport, seit Oktober finden jeden Sonntag Spaziergänge um das Bergwerk statt.
2010
Krümmel-Treck, Ketten-Reaktion, Atomkraft-Schluss!, Castor XXL: die Antwort auf die AKW-Laufzeitverlängerung sind die größten Anti-Atom-Demonstrationen, die es in Deutschland je gab.
2011
Bundesweite Anti-Atom-Proteste nach dem Fukushima-GAU, neuer Atomausstieg, gorleben365 und ein „Rekord-Castor“ – der letzte, der nach Gorleben rollte.
2012
Das „Wendejahr“ mit zahlreichen Werksblockaden unter dem Motto „gorleben365“ und der zentralen Forderung zur Endlagersuche auf der „weißen Landkarte“: Der Fleck Gorleben muss weg!
2013
Mit der „Beluga“ stellt Greenpeace in Gorleben ein Mahnmal auf, der Widerstand läuft Matrathon gegen das neue Standortauswahl-Gesetz.
2014
Die „neue Endlagersuche auf der weißen Landkarte“ beginnt – mit einem dicken Fleck: Gorleben. Immer wieder Proteste gegen die „Atommüllkommission“ der Regierung und tausende Unterschriften gegen weitere Castoren.
2015
Tausende feiern im Sommer an den Atomanlagen, Erfolg vor dem Bundesverfassungsgericht: der „Kessel von Harlingen“ war rechtswidrig.
2016
Für 23 Milliarden Euro entledigen sich die Atomkonzerne dem Atommüll, der ab sofort uns allen „gehört“. Zahlreiche Aktionen an den Atomanlagen gegen die Endlagerpläne der Bundesregierung.
2017
Auch 40 Jahre nach der Standortbenennung ist der Widerstand „lebendig“, Betreiber der Atomanlagen wird der Bund, Castoren auf dem Neckar und letzte Befahrung des Gorleben-Schachts.
2018
Neuer Betreiber will Aus für die PKA, Langzeitlagerung von Castoren rückt in den Fokus, Kritik an der Arbeit des „Nationalen Begleitgremiums“.
2019
30 Jahre Kulturelle Landpartie, 40 Jahre nach dem Treck nach Hannover. Abriss der Schutzmauer um das Bergwerk.
2020
Im „Corona-Jahr“ wird Gorleben Ende September völlig unerwartet aus der weiteren Suche nach einem Atommülllager ausgeschlossen. Nach über 40 Jahren Protestgeschichte ist es vorbei. Im Herbst rollt der erste Castor durch Deutschland, der eigentlich nach Gorleben sollte.
2021
10 Jahre nach Fukushima hat die Corona-Pandemie Deutschland fest im Griff, nur wenige öffentliche Aktionen finden statt. Viel Kritik an Online-Veranstaltungen zur Endlagersuche. Im Sommer der vierte Kreuzweg von Gorleben nach Lützerath. Im Herbst das Versprechen: der Salzstock wird verfüllt.
2022
Das dritte Corona-Jahr beginnt mit einem Schicksalsschlag: völlig unerwartet stirbt Jochen Stay. Mit einem großen Festival feiern Anfang Juni tausende Menschen in Gorleben das Endlager-Aus und den Atomausstieg. Doch zum Jahresende die Ernüchterung: Die AKW-Abschaltung wird verschoben.
2023
Doch kein Atomausstieg zum 31.12.2022 – drei Atomkraftwerke laufen über das Jahr hinaus. Der Protest geht weiter.
2024
Die BI fordert einen Transportestopp ins Fasslager und den Neubau der Zwischenlagerhalle aus Sicherheitsgründen, denn die Castoren werden noch lange hier bleiben müssen. Der „Rückbau“ des verhinderten Endlagers wird immer teurer, Ende November beginnt dann endlich das Zuschütten: 400.000to Salz kommen zurück unter die Erde. Ein Meilenstein.
…und davor – Die Anfänge bis 1972
Die Anfänge: Erste Überlegungen, Atommüll in Salz zu lagern – statt ihn in der Tiefsee zu versenken. Gasexplosion im Salzstock Gorleben-Rambow.
1973
1973 werden die Pläne bekannt, bei Langendorf an der Elbe ein Atomkraftwerk zu bauen. In der Debatte um einen Standort für ein Atommüll-Endlager bzw. die Errichtung eines Entsorgungszentrums spielt Gorleben 1973 offiziell keine Rolle.
1974
Die Standortsuche für ein Atommülllager beginnt. Das Credo: So lange die Anlage genug Platz hatte und niemanden störte, war alles gut. Der Standort Gorleben hatte damit nichts zu tun.
1975
Im August 1975 bricht bei Trebel ein großer Waldbrand aus. Die Bundesregierung geht bei der Standortsuche für ein Nukleares Entsorgungszentrum (NEZ) davon aus, dass mehrere Salzstöcke parallel untersucht werden müssten. Gorleben gehört nicht dazu.
1976
(…) In einer zweiten Version der TÜV-Studie wurde handschriftlich der Standort Gorleben ergänzt und als am besten geeignet befunden. (…)
1977
Die Bedenken sind stark, doch Gorleben wird trotzdem zum Standort für den Bau eines gigantischen „Nuklearen Entsorgungszentrums“ benannt. Daraufhin finden erste Großdemonstrationen statt.
1978
Innerhalb von 5 Tagen sammeln Gorleben-Gegner*innen 800.000 DM, um der DWK beim Kauf weiterer Grundstücke über dem Salzstock Gorleben zuvor zukommen.
1979
Im März 1979 findet der legendäre „Treck nach Hannover“ statt. Nach einer Großdemonstration in der Landeshauptstadt verkündet Niedersachsens Ministerpräsident Albrecht das Aus für die WAA-Pläne in Gorleben.
1980
Platzbesetzung der Bohrstelle Gorleben 1004 und Gründung der „Republik Freies Wendland“. Die Räumung nach vier Wochen wird zum größten Polizeieinsatz in der Geschichte der BRD.
1981
Gorleben-Hearing in Lüchow zum Bau des Zwischenlagers und massiver Protest gegen das AKW Brokdorf. Nach Bohrungen werden die Zweifel an der Eignung des Salzstock Gorleben für ein Endlager „größer, nicht kleiner“. Doch Gegner*innen des Projekts seien „Schreihälse, die bald der Geschichte angehören“, meinen Bundeskanzler Helmut Schmidt und Oppositionsführer Helmut Kohl.
1982
Baubeginn des Zwischenlagers wird mit Aktionen im Grenzstreifen zur DDR beantwortet, militante Eskalation beim „Tanz auf dem Vulkan“ und immer schlechtere Bohrergebnisse. Plötzlich ist das Wendland mit Dragahn wieder als ein WAA-Standort im Gespräch.
1983
Proteste gegen die Pläne, in Dragahn eine WAA zu errichten. „Gorleben statt Kreta“ und Demos im Grenzgebiet zwischen der DDR und BRD. Das Bundeskabinett unter Helmut Kohl stimmt der „untertägigen Erkundung“ des Salzstocks Gorleben zu.
1984
„Das Vertrauen hat sehr gelitten“: Menschenkette und Wendland-Blockade gegen die WAA-Pläne. Unter erheblichem Protest erreicht ein erster Atommülltransport das Fasslager Gorleben.
1985
Ein erster leerer Probe-Castor erreicht das Wendland. Der erste Kreuzweg führt vom AKW Krümmel nach Gorleben. Nach Anschlägen auf die Bahn werden die Daten von tausenden Gorleben-Gegner*innen von der Polizei gespeichert – und damit eine ganze Szene pauschal kriminalisiert.
1986
Baubeginn im Bergwerk Gorleben. Heftige Auseinandersetzungen um die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf und das AKW Brokdorf. Nach dem GAU von Tschernobyl protestieren zehntausende Menschen gegen die Atomenergie.
1987
Schwerer Unfall in Schacht 1 des Bergwerks in Gorleben. „Transnuklearskandal“ betrifft auch Atommüll im Zwischenlager, Proteste gegen den Bau der PKA.
1988
Kreuzweg der Schöpfung führt von Wackersdorf nach Gorleben, Schmiergeldskandal, „Wir stellen uns quer“ – Proteste gegen den ersten Probecastor ins Zwischenlager.
1989
Das Aus für die WAA Wackersdorf, Castor-Alarm: erster hochradioaktiver Atommülltransport nach Gorleben wird wenige Stunden vor Abfahrt gerichtlich gestoppt.
1990
„Ein Hauch der Freien Republik Wendland wehte durch den Gorlebener Tann…“, als auf dem Bauplatz der PKA Hütten errichtet werden. Aktivist*innen besetzen im Sommer den Förderturm in Gorleben, zum Jahresende Baustopp und SPD-Versprechen.
1991
Proteste gegen die Anlieferung von Mol-Container, PKA-Bauplatzbesetzung, erneuter „Castor-Alarm“ und nächster Baustopp im Erkundungsbergwerk.
1992
Resolution gegen und eine Mehrzweckhalle für Gorleben, Erweiterung des Zwischenlagers und viel Geld für den Landkreis.
1993
Sitzblockaden gegen Atommüll-Lieferungen, „Wege aus der Gorleben-Salzstock-Sackgasse“, Energiekonsens-Gespräche und hohes Bussgeld gegen Turmbesetzer*innen.
1994
Widerstandscamp „Castornix“ und erhebliche Proteste gegen ersten Castortransport, der wegen technischer Mängel dann abgesagt wird. Weiterbau der PKA per Weisung.
1995
Anschläge auf Bahn & Kran, die Aktion „ausrangiert“ will den ersten Castor empfangen, Bundesumweltministerin Merkel macht den absurden Backpulver-Vergleich & der Baustopp im Bergwerk wird aufgehoben.
1996
10 Jahre nach Tschernobyl, „Wir stellen uns quer!“ gegen den zweiten Castor nach Gorleben.
1997
Gewaltsame Räumung für den dritten Castor, Griefahn knickt ein & mehr Geld von der BLG.
1998
Einwendungen gegen die PKA, Castortransport nach Ahaus, Transportestopp nach verstrahlten Behältern, Einstieg in den Atomausstieg und Moratorium im Salzstock.
1999
„Flickschusterei“ um Atomausstieg & AkEnd, Stunkparade nach Berlin und die Ankündigung, dass sich beim nächsten Castor X-tausend Menschen querstellen werden.
2000
Defekte Brücke und unsichere Behälter verhindern Castorlieferung, Atomkonsens „alles Lüge“, denn er sichert den Weiterbetrieb der AKW und Moratorium im Salzstock.
2001
Zwei Atommülltransporte rollen nach Gorleben, einer im März, ein zweiter im November. X-tausend Menschen stellen sich quer und WiderSetzen sich. Der Betonblock von Süschendorf zwingt den Castor zum Rückwärtsgang. Der Widerstand bekommt ein Archiv, die Bundestagsabgeordneten ein Denkmal, die „Gewissensruhe“.
2002
25 Jahre nach der Standortbenennung künftig keine Wasserwerfer mehr gegen den Widerstand, Freispruch im Süschendorf-Prozess, Ver-rück-te Dörfer gegen zwölf Castorbehälter, Rechenfehler und ein Abschlussbericht des AKEnd.
2003
Betonklötze für Betonköpfe, „Fest zum Protest“, der Salzstock wird besetzt, der siebte Castor rollt. Atomausstieg: das AKW Stade geht vom Netz – aber die Endlagersuche bleibt weiter unklar.
2004
Schienensitzen ist keine Straftat, das Einkesseln rechtswidrig, Trash People in Gedelitz, eine Veränderungssperre für den Salzstock zemetiert dessen Sonderstellung. Der Castortransport im Herbst verändert alles: Sebastién wird überfahren und stirbt.
2005
25 Jahre nach der „Republik Freies Wendland“ und 10 Jahre nach dem ersten Castortransport ist die Entsorgung des Atommülls weiter ungelöst. In die Debatte um die Entsorgung des Atommülls und die Zukunft der Atomenergie kommt Bewegung, die Veränderungssperre für den Salzstock wird verlängert. Container brennen, Bauern ziehen sich aus – und im November rollt der nächste Atommüllzug ins Zwischenlager.
2006
Geologe Grimmel warnt vor Erdbeben, die CDU kann sich in Gorleben ein Untertagelabor vorstellen. „Wir sind gekommen um zu bleiben“: Castorproteste im Herbst mit einer eigenen „Allgemeinverfügung gegen Atomwirtschaft und Polizeiwillkür“ und ein Offenbarungseid von Umweltminister Sigmar Gabriel.
2007
Der Widerstand feiert 30 Jahre Protest, ein Probecastor im Sommer aber keine „heiße Fracht“ im Herbst, stattdessen Kinderkrebsstudie und G8-Gipfel in Heiligendamm.
2008
Endlager-Symposium & Probebohrungen in Hamburg, absaufende Asse-2, 1 Millionen Jahre Endlager-Sicherheit und ein nächster Castortransport im November.
2009
Brisante Enthüllungen: Gorleben wurde aus politischen Motiven zum Endlagerstandort. Seit Jahren wird nicht nur „erkundet“, sondern ein Endlager gebaurt. „Mal so richtig abschalten“ – ein Protest-Treck aus dem Wendland führt zu einer großen Demo gegen AKW-Laufzeitverlängerung nach Berlin. Kein Castortransport, seit Oktober finden jeden Sonntag Spaziergänge um das Bergwerk statt.
2010
Krümmel-Treck, Ketten-Reaktion, Atomkraft-Schluss!, Castor XXL: die Antwort auf die AKW-Laufzeitverlängerung sind die größten Anti-Atom-Demonstrationen, die es in Deutschland je gab.
2011
Bundesweite Anti-Atom-Proteste nach dem Fukushima-GAU, neuer Atomausstieg, gorleben365 und ein „Rekord-Castor“ – der letzte, der nach Gorleben rollte.
2012
Das „Wendejahr“ mit zahlreichen Werksblockaden unter dem Motto „gorleben365“ und der zentralen Forderung zur Endlagersuche auf der „weißen Landkarte“: Der Fleck Gorleben muss weg!
2013
Mit der „Beluga“ stellt Greenpeace in Gorleben ein Mahnmal auf, der Widerstand läuft Matrathon gegen das neue Standortauswahl-Gesetz.
2014
Die „neue Endlagersuche auf der weißen Landkarte“ beginnt – mit einem dicken Fleck: Gorleben. Immer wieder Proteste gegen die „Atommüllkommission“ der Regierung und tausende Unterschriften gegen weitere Castoren.
2015
Tausende feiern im Sommer an den Atomanlagen, Erfolg vor dem Bundesverfassungsgericht: der „Kessel von Harlingen“ war rechtswidrig.
2016
Für 23 Milliarden Euro entledigen sich die Atomkonzerne dem Atommüll, der ab sofort uns allen „gehört“. Zahlreiche Aktionen an den Atomanlagen gegen die Endlagerpläne der Bundesregierung.
2017
Auch 40 Jahre nach der Standortbenennung ist der Widerstand „lebendig“, Betreiber der Atomanlagen wird der Bund, Castoren auf dem Neckar und letzte Befahrung des Gorleben-Schachts.
2018
Neuer Betreiber will Aus für die PKA, Langzeitlagerung von Castoren rückt in den Fokus, Kritik an der Arbeit des „Nationalen Begleitgremiums“.
2019
30 Jahre Kulturelle Landpartie, 40 Jahre nach dem Treck nach Hannover. Abriss der Schutzmauer um das Bergwerk.
2020
Im „Corona-Jahr“ wird Gorleben Ende September völlig unerwartet aus der weiteren Suche nach einem Atommülllager ausgeschlossen. Nach über 40 Jahren Protestgeschichte ist es vorbei. Im Herbst rollt der erste Castor durch Deutschland, der eigentlich nach Gorleben sollte.
2021
10 Jahre nach Fukushima hat die Corona-Pandemie Deutschland fest im Griff, nur wenige öffentliche Aktionen finden statt. Viel Kritik an Online-Veranstaltungen zur Endlagersuche. Im Sommer der vierte Kreuzweg von Gorleben nach Lützerath. Im Herbst das Versprechen: der Salzstock wird verfüllt.
2022
Das dritte Corona-Jahr beginnt mit einem Schicksalsschlag: völlig unerwartet stirbt Jochen Stay. Mit einem großen Festival feiern Anfang Juni tausende Menschen in Gorleben das Endlager-Aus und den Atomausstieg. Doch zum Jahresende die Ernüchterung: Die AKW-Abschaltung wird verschoben.
2023
Doch kein Atomausstieg zum 31.12.2022 – drei Atomkraftwerke laufen über das Jahr hinaus. Der Protest geht weiter.
2024
Die BI fordert einen Transportestopp ins Fasslager und den Neubau der Zwischenlagerhalle aus Sicherheitsgründen, denn die Castoren werden noch lange hier bleiben müssen. Der „Rückbau“ des verhinderten Endlagers wird immer teurer, Ende November beginnt dann endlich das Zuschütten: 400.000to Salz kommen zurück unter die Erde. Ein Meilenstein.
…und davor – Die Anfänge bis 1972
Die Anfänge: Erste Überlegungen, Atommüll in Salz zu lagern – statt ihn in der Tiefsee zu versenken. Gasexplosion im Salzstock Gorleben-Rambow.
1973
1973 werden die Pläne bekannt, bei Langendorf an der Elbe ein Atomkraftwerk zu bauen. In der Debatte um einen Standort für ein Atommüll-Endlager bzw. die Errichtung eines Entsorgungszentrums spielt Gorleben 1973 offiziell keine Rolle.
1974
Die Standortsuche für ein Atommülllager beginnt. Das Credo: So lange die Anlage genug Platz hatte und niemanden störte, war alles gut. Der Standort Gorleben hatte damit nichts zu tun.
1975
Im August 1975 bricht bei Trebel ein großer Waldbrand aus. Die Bundesregierung geht bei der Standortsuche für ein Nukleares Entsorgungszentrum (NEZ) davon aus, dass mehrere Salzstöcke parallel untersucht werden müssten. Gorleben gehört nicht dazu.
1976
(…) In einer zweiten Version der TÜV-Studie wurde handschriftlich der Standort Gorleben ergänzt und als am besten geeignet befunden. (…)
1977
Die Bedenken sind stark, doch Gorleben wird trotzdem zum Standort für den Bau eines gigantischen „Nuklearen Entsorgungszentrums“ benannt. Daraufhin finden erste Großdemonstrationen statt.
1978
Innerhalb von 5 Tagen sammeln Gorleben-Gegner*innen 800.000 DM, um der DWK beim Kauf weiterer Grundstücke über dem Salzstock Gorleben zuvor zukommen.
1979
Im März 1979 findet der legendäre „Treck nach Hannover“ statt. Nach einer Großdemonstration in der Landeshauptstadt verkündet Niedersachsens Ministerpräsident Albrecht das Aus für die WAA-Pläne in Gorleben.
1980
Platzbesetzung der Bohrstelle Gorleben 1004 und Gründung der „Republik Freies Wendland“. Die Räumung nach vier Wochen wird zum größten Polizeieinsatz in der Geschichte der BRD.
1981
Gorleben-Hearing in Lüchow zum Bau des Zwischenlagers und massiver Protest gegen das AKW Brokdorf. Nach Bohrungen werden die Zweifel an der Eignung des Salzstock Gorleben für ein Endlager „größer, nicht kleiner“. Doch Gegner*innen des Projekts seien „Schreihälse, die bald der Geschichte angehören“, meinen Bundeskanzler Helmut Schmidt und Oppositionsführer Helmut Kohl.
1982
Baubeginn des Zwischenlagers wird mit Aktionen im Grenzstreifen zur DDR beantwortet, militante Eskalation beim „Tanz auf dem Vulkan“ und immer schlechtere Bohrergebnisse. Plötzlich ist das Wendland mit Dragahn wieder als ein WAA-Standort im Gespräch.
1983
Proteste gegen die Pläne, in Dragahn eine WAA zu errichten. „Gorleben statt Kreta“ und Demos im Grenzgebiet zwischen der DDR und BRD. Das Bundeskabinett unter Helmut Kohl stimmt der „untertägigen Erkundung“ des Salzstocks Gorleben zu.
1984
„Das Vertrauen hat sehr gelitten“: Menschenkette und Wendland-Blockade gegen die WAA-Pläne. Unter erheblichem Protest erreicht ein erster Atommülltransport das Fasslager Gorleben.
1985
Ein erster leerer Probe-Castor erreicht das Wendland. Der erste Kreuzweg führt vom AKW Krümmel nach Gorleben. Nach Anschlägen auf die Bahn werden die Daten von tausenden Gorleben-Gegner*innen von der Polizei gespeichert – und damit eine ganze Szene pauschal kriminalisiert.
1986
Baubeginn im Bergwerk Gorleben. Heftige Auseinandersetzungen um die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf und das AKW Brokdorf. Nach dem GAU von Tschernobyl protestieren zehntausende Menschen gegen die Atomenergie.
1987
Schwerer Unfall in Schacht 1 des Bergwerks in Gorleben. „Transnuklearskandal“ betrifft auch Atommüll im Zwischenlager, Proteste gegen den Bau der PKA.
1988
Kreuzweg der Schöpfung führt von Wackersdorf nach Gorleben, Schmiergeldskandal, „Wir stellen uns quer“ – Proteste gegen den ersten Probecastor ins Zwischenlager.
1989
Das Aus für die WAA Wackersdorf, Castor-Alarm: erster hochradioaktiver Atommülltransport nach Gorleben wird wenige Stunden vor Abfahrt gerichtlich gestoppt.
1990
„Ein Hauch der Freien Republik Wendland wehte durch den Gorlebener Tann…“, als auf dem Bauplatz der PKA Hütten errichtet werden. Aktivist*innen besetzen im Sommer den Förderturm in Gorleben, zum Jahresende Baustopp und SPD-Versprechen.
1991
Proteste gegen die Anlieferung von Mol-Container, PKA-Bauplatzbesetzung, erneuter „Castor-Alarm“ und nächster Baustopp im Erkundungsbergwerk.
1992
Resolution gegen und eine Mehrzweckhalle für Gorleben, Erweiterung des Zwischenlagers und viel Geld für den Landkreis.
1993
Sitzblockaden gegen Atommüll-Lieferungen, „Wege aus der Gorleben-Salzstock-Sackgasse“, Energiekonsens-Gespräche und hohes Bussgeld gegen Turmbesetzer*innen.
1994
Widerstandscamp „Castornix“ und erhebliche Proteste gegen ersten Castortransport, der wegen technischer Mängel dann abgesagt wird. Weiterbau der PKA per Weisung.
1995
Anschläge auf Bahn & Kran, die Aktion „ausrangiert“ will den ersten Castor empfangen, Bundesumweltministerin Merkel macht den absurden Backpulver-Vergleich & der Baustopp im Bergwerk wird aufgehoben.
1996
10 Jahre nach Tschernobyl, „Wir stellen uns quer!“ gegen den zweiten Castor nach Gorleben.
1997
Gewaltsame Räumung für den dritten Castor, Griefahn knickt ein & mehr Geld von der BLG.
1998
Einwendungen gegen die PKA, Castortransport nach Ahaus, Transportestopp nach verstrahlten Behältern, Einstieg in den Atomausstieg und Moratorium im Salzstock.
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