













































GORLEBEN-CHRONIK
Das Jahr 1983
Draghan, eine WAA wird verhindert
Proteste gegen die Pläne, in Dragahn eine WAA zu errichten. "Gorleben statt Kreta" und Demos im Grenzgebiet zwischen der DDR und BRD. Das Bundeskabinett unter Helmut Kohl stimmt der "untertägigen Erkundung" des Salzstocks Gorleben zu.
Januar
09.01.1983
21.01.1983
29.01.1983
Februar
20.02.1983
März
11.03.1983
Quelle: Tageszeitung, 18.4.2009
April
03.04.1983
Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
Mai
PTB empfiehlt Alternative Standortsuche
05.05.1983
06.05.1983
In der Endfassung des PTB-Berichts, der im Mai erscheint, sind die Ausführungen über die mögliche Erkundung anderer Standorte verschwunden. Zwei Jahre später erfährt die Presse, dass die Bundesregierung der PTB per Weisung untersagt hatte, derartige Überlegungen anzustellen. Stattdessen wird die "Eignungshöffigkeit" von Gorleben bestätigt.
15.05.1983
Quelle: Süddeutsche Zeitung, 9.9.2009
23.05.1983
Um den Herren in legerem Zivil hat sich schnell ein diskutierender Pulk gebildet. Er könne sich vorstellen, demnächst mein Einsatzleiter zu werden, antwortet er auf meine Frage, in welcher Funktion er denn auftrete und lässt seine Dienstwaffe dezent unbetont unterm Blouson baumeln. Kräuselt die Stirn. Vorm Bahnwärterhaus im Dragahner Forst kuscheln und drängen sich übernächtigte Gestalten zusammen. Sie haben die leeren Räume besetzt, Fensterglas eingesetzt, gestrichen und Blumenkübel bepflanzt. Die Mainächte sind verdammt kühl. Sehen gar nicht wie Gewalttäter aus, entbieten ihm, dem Einsatzleiter, und seinen Begleitern in Uniform sogar einen guten Morgen und frische Brötchen.
Wer soll das auch alles aufessen: 60 Brötchen und 10 Liter frisch gebrühter Kaffee wurde schon vor 6 Uhr früh gebracht, von Sympathisanten. Polizeilich präventiv wolle er vorgehen, denn die Platzbesetzung der Bohrstelle 1004 war schließlich erst 2 Jahre her, verrät der Zivile noch. Könnte aus der Besetzung eines verlassenen Bahnwärterhäuschens durch eine Handvoll Entschlossener nicht schnell der Funken werden, der zum Steppenbrand sich ausweitet? Schön wär´s denke ich. Wo denn unsere Sprecherin sei, meint der Polizeichef nun und betont die weibliche Form: Sprecher-in. Oha, der ist ja gut informiert, hat schon die Morgenzeitung gelesen, denn dort wurde tatsächlich eine Sprecherin zitiert. Wir, die WAA-GegnerInnen, würden das Häuschen als Infostelle herrichten.
Die erste Filmnacht unter freiem Himmel lockte viele Ortsansässige an. Demnächst sollten im Wald Flachbohrungen stattfinden, um den Baugrund zu erkunden, und das wolle man verhindern! Man schreibt das Jahr 1983.
Nun gab es zwei Brennpunkte der Anti-AKW-Bewegung, Gorleben und Wackersdorf.
Schon fünf Jahre später zog die DWK die Pläne für den Bau von Wiederaufarbeitungsanlagen endgültig zurück, abgebrannte Brennelemente deutscher Atomkraftwerke wurden nach Frankreich, nach Cap de la Hague gekarrt, der Müll kommt nach der chemischen Bearbeitung dennoch zurück – wie ein Bumerang nach Gorleben.
Wolfgang Ehmke, Pressesprecher der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, 2019
Quelle: u.a. Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
Juni
08.06.1983
Quelle: Atom Express No. 36, Okt/Nov. 83
14.06.1983
Quelle: taz
23.06.1983
Quelle: Atom Express No. 36, Okt/Nov. 83
23.06.1983
Quelle: Atom Express No. 36, Okt/Nov. 83
25.06.1983
Quelle: Atom Express No. 36, Okt/Nov. 83
26.06.1983
Quelle: Atom Express No. 36, Okt/Nov. 83
27.06.1983
Quelle: Atom Express No. 36, Okt/Nov. 83
28.06.1983
Quelle: Atom Express No. 36, Okt/Nov. 83
29.06.1983
Quelle: Atom Express No. 36, Okt/Nov. 83
30.06.1983
Quelle: Atom Express No. 36, Okt/Nov. 83
Juli
01.07.1983
auf der Suche nach dem geeignetsten Standort für unsere Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) sehen wir uns leider gezwungen, nicht nur im Dragahner Forst, in dem wir jetzt mit unserem Bohrprogramm begonnen haben, sondern auch an diesem Ort Baugrunduntersuchungen durch Probebohrungen vorzunehmen. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir diese öffentliche Verkehrsfläche nunmehr dafür
abgesperrt haben. Wir bitten Sie im Interesse Ihrer eigenen Sicherheit, diese Bohrstelle in den nächsten Tagen zu melden bzw. weiträumig zu umfahren." Unterzeichnet mit "Ihre DWK" geistern diese Flugblätter durch den Landkreis.
Quelle: Atom Express No. 36, Okt/Nov. 83
Grenzbesetzungen bei Blütlingen und Gummern
02.07.1983
Die Aktivist*innen beklagen: Das Wendland ist von drei Seiten von der ehemaligen Grenze der DDR und der Elbe umgeben. Bei einem Atomunfall werde Lüchow-Dannenberg zu einer "Falle". Neben der Offenlegung von Katastrophenschutzplänen fordern sie ein Ende der Arbeiten im Dragahner Forst.
Quelle: u.a. NDR, 26./27.06.2008
04.07.1983
Quelle: Atom Express No. 36, Okt/Nov. 83
05.07.1983
Ungefährlich ist die Besetzung des Niemandslandes nicht. Die Soldaten der Nationalen Volksarmee hätten jederzeit durch geheime Grenzöffnungen zu den Campern gelangen und sie in den Osten verschleppen können. "Die Gefahr war da", so Schaarschmidt. Auch Marianne Fritzen, Atomkraftgegnerin der ersten Stunde im Wendland, bestätigt das. "Diese Gefahr musste jeder eingehen. Sie hätten den Zaun einfach aufmachen können oder schießen." (NDR, 26.06.2008)
Quelle: u.a. SPIEGEL, 11.07.1983 - NDR, 26./27.06.2008
08.07.1983
Quelle: Atom Express No. 36, Okt/Nov. 83
09.07.1983
Quelle: Atom Express No. 36, Okt/Nov. 83
13.07.1983
Nach dem Regierungswechsel in Bonn wollte die Elektrizitäts-Wirtschaft endlich voll auf Atom-Kurs gehen. Doch das rechnet sich nicht. Statt der geplanten zwei soll nur noch eine Wiederaufarbeitungsanlage für abgebrannte Uranbrennelemente gebaut werden. Nicht einmal die jetzt vorgesehene Minianlage (im Gespräch war eine Kapazität von lediglich 350 Tonnen pro Jahr) werde von Anfang an ausgelastet sein. Nach damaligen Planungen sollte die WAA 1992 in Betrieb gehen. (SPIEGEL)
"Die Atomgegner haben der deutschen Industrie die größte Fehlinvestition ihrer Geschichte erspart", so ein Ministerialbeamter aus dem Bonner Forschungsministerium. (SPIEGEL Nr. 29 vom 18. Juli 1983)
Quelle: u.a. SPIEGEL Nr. 29 vom 18. Juli 1983
14.07.1983
Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
August
06.08.1983
15.08.1983
Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
September
03.09.1983
09.09.1983
Oktober
27.10.1983
November
01.11.1983
Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
17.11.1983
24.11.1983
Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
Dezember
17.12.1983
Die ganze Geschichte:

2001
Zwei Atommülltransporte rollen nach Gorleben, einer im März, ein zweiter im November. X-tausend Menschen stellen sich quer und WiderSetzen sich. Der Betonblock von Süschendorf zwingt den Castor zum Rückwärtsgang. Der Widerstand bekommt ein Archiv, die Bundestagsabgeordneten ein Denkmal, die „Gewissensruhe“.

2005
25 Jahre nach der „Republik Freies Wendland“ und 10 Jahre nach dem ersten Castortransport ist die Entsorgung des Atommülls weiter ungelöst. In die Debatte um die Entsorgung des Atommülls und die Zukunft der Atomenergie kommt Bewegung, die Veränderungssperre für den Salzstock wird verlängert. Container brennen, Bauern ziehen sich aus – und im November rollt der nächste Atommüllzug ins Zwischenlager.

2009
Brisante Enthüllungen: Gorleben wurde aus politischen Motiven zum Endlagerstandort. Seit Jahren wird nicht nur „erkundet“, sondern ein Endlager gebaurt. „Mal so richtig abschalten“ – ein Protest-Treck aus dem Wendland führt zu einer großen Demo gegen AKW-Laufzeitverlängerung nach Berlin. Kein Castortransport, seit Oktober finden jeden Sonntag Spaziergänge um das Bergwerk statt.

2024
Die BI fordert einen Transportestopp ins Fasslager und den Neubau der Zwischenlagerhalle aus Sicherheitsgründen, denn die Castoren werden noch lange hier bleiben müssen. Der „Rückbau“ des verhinderten Endlagers wird immer teurer, Ende November beginnt dann endlich das Zuschütten: 400.000to Salz kommen zurück unter die Erde. Ein Meilenstein.

1981
Gorleben-Hearing in Lüchow zum Bau des Zwischenlagers und massiver Protest gegen das AKW Brokdorf. Nach Bohrungen werden die Zweifel an der Eignung des Salzstock Gorleben für ein Endlager „größer, nicht kleiner“. Doch Gegner*innen des Projekts seien „Schreihälse, die bald der Geschichte angehören“, meinen Bundeskanzler Helmut Schmidt und Oppositionsführer Helmut Kohl.

2001
Zwei Atommülltransporte rollen nach Gorleben, einer im März, ein zweiter im November. X-tausend Menschen stellen sich quer und WiderSetzen sich. Der Betonblock von Süschendorf zwingt den Castor zum Rückwärtsgang. Der Widerstand bekommt ein Archiv, die Bundestagsabgeordneten ein Denkmal, die „Gewissensruhe“.

2005
25 Jahre nach der „Republik Freies Wendland“ und 10 Jahre nach dem ersten Castortransport ist die Entsorgung des Atommülls weiter ungelöst. In die Debatte um die Entsorgung des Atommülls und die Zukunft der Atomenergie kommt Bewegung, die Veränderungssperre für den Salzstock wird verlängert. Container brennen, Bauern ziehen sich aus – und im November rollt der nächste Atommüllzug ins Zwischenlager.

2009
Brisante Enthüllungen: Gorleben wurde aus politischen Motiven zum Endlagerstandort. Seit Jahren wird nicht nur „erkundet“, sondern ein Endlager gebaurt. „Mal so richtig abschalten“ – ein Protest-Treck aus dem Wendland führt zu einer großen Demo gegen AKW-Laufzeitverlängerung nach Berlin. Kein Castortransport, seit Oktober finden jeden Sonntag Spaziergänge um das Bergwerk statt.

2024
Die BI fordert einen Transportestopp ins Fasslager und den Neubau der Zwischenlagerhalle aus Sicherheitsgründen, denn die Castoren werden noch lange hier bleiben müssen. Der „Rückbau“ des verhinderten Endlagers wird immer teurer, Ende November beginnt dann endlich das Zuschütten: 400.000to Salz kommen zurück unter die Erde. Ein Meilenstein.

1981
Gorleben-Hearing in Lüchow zum Bau des Zwischenlagers und massiver Protest gegen das AKW Brokdorf. Nach Bohrungen werden die Zweifel an der Eignung des Salzstock Gorleben für ein Endlager „größer, nicht kleiner“. Doch Gegner*innen des Projekts seien „Schreihälse, die bald der Geschichte angehören“, meinen Bundeskanzler Helmut Schmidt und Oppositionsführer Helmut Kohl.