WAA Dragahn

Dragahn 1983 mitten im großen Naturpark „Elbufer-Drawehn“: 13 Häuser, 35-Seelen, eine Försterei, ein Bushäuschen, viele Damhirsche und das abgeschirmte Gelände einer Delaborieranlage. Alles sehr geheimnisumwittert. Im November 1982 unterrichtet Ministerpräsident Ernst Albrecht die Kommunalpolitiker von der Absicht der Niedersächsischen Landesregierung. Dragahn wird als Standort für eine WAA vorgeschlagen.

Im Januar 1983 spricht sich der Kreistag für die „Prüfung“ von Dragahn aus, doch rund 76 Prozent der Wahlberechtigten in der Gemeinde Karwitz lehnen die Pläne per Unterschrift ab. Was die Politiker wieder nicht bedacht haben – es kommt plötzlich Leben in den verwaisten Wald. Demonstrationen mit Treckern, flammige Reden und Gesang von einem alten Hänger. Und auch die Kirche hat der Zorn gepackt. Alle zwölf Pastoren des Kreises erklärten: „Wir sind enttäuscht, das christliche Politiker, allen voran Dr. Albrecht, so unverantwortlich mit der Wahrheit umgehen.“ Der Landesvater versprach 1981, keine Wiederaufbereitungsanlage im Landkreis Lüchow-Dannenberg zu genehmigen.

Die Deutsche Gesellschaft zur Wiederaufbereitung von Kernbrennstoffen (DWK) und ihre Gespielen verteilen Hauswurfsendungen und bekommen einige Jahre nach dem Hannover-Treck und der Besetzung der Bohrstelle 1004 wieder mächtig Gegenwind. Die Silvesternächte am Bushäuschen, ohne Knaller und ohnegleichen. Die Besetzung und Verteidigung des Bahnwärterhaus am Karwitzer Zubringer-Bahndamm wurde Anlaufpunkt für Debatten und Treffpunkt für Aktionen. Es war ein schöner Mai, mit kühlen Nächten.

Am 1. Juni 1983 rückten die Planierraupen in aller Frühe an, das Bahnwärterhäuschen im Dragahner Forst existierte nicht mehr.

weitere Veröffentlichungen:

1990 – Bohrturmbesetzung

1. September 2020

Am 21. Juni 1990, dem Tag der Regierungsübernahme von SPD und Grünen in Niedersachsen, besetzt eine Gruppe von 14 Atomkraftgegner/-innen aus dem Wendland die Bohrtürme über den Gorlebener Schächten. Es ist 8 Uhr morgens, als die Aktivist/-innen den Maschendrahtzaun und die dahinter liegende vier Meter hohe Betonmauer mit selbstgebauten Holzleitern überwinden und die beiden Fördertürme…

Mehr lesen

Der Turmbauer zu 1004

6. Juli 2020

Sigurd Elert hat die Architektur der Freien Republik Wendland geprägt wie nur wenige andere. Dabei kommt er gar nicht aus der Gegend und war auch seit der Räumung des Hüttendorfs auf der Tiefbohrstelle 1004 bei Gorleben im Juni 1980 nie wieder dort. Im Wendland geriet sein Name und sein Wirken in den zurückliegenden 40 Jahren…

Mehr lesen

Zum ersten Mal: „Wir stellen uns quer!”

20. Mai 2020

Vor 25 Jahren fand der erste Castortransport ins Wendland statt. „In jeder Küche kann beim Kuchenbacken mal etwas Backpulver danebengehen!“ Als Atomkraftgegner/-innen im Wendland 1995 diese Verharmlosung der Risiken eines Castortransports hören, sind sie außer sich. Die Bemerkung ist noch heute vielen Wendländer/-innen im Ohr. Birgit Hunecke blickt 25 Jahre zurück.

Mehr lesen

Undine von Blottnitz

1. Februar 2019

Undine von Blottnitz war Mitbegründerin der BI-Lüchow-Dannenberg und der Bäuerlichen Notgemeinschaft und 1977 eine der Ersten, die ihre Stimme gegen die Lagerung von atomarem Müll in Gorleben erhoben hat. Sie hat für die Grünen und für ihre Region gestritten, verhandelt und demonstriert. Unerschrocken, couragiert und geradeaus machte sie Politik. 1979 wurde Undine das erste Mal…

Mehr lesen

Die lachende Sonne

7. November 2018

„Atomkraft? Nein Danke“, die lachende Sonne, ist wohl jedem Leser bekannt. Das Sonnenlogo ist in 55 Sprachen übersetzt und wurde als Aufkleber, Button, auf Fahnen, Plakaten und Flugblättern durch die Welt getragen. Aber wer hat’s erfunden?

Mehr lesen