Wendolina

Als am 8.5.1996 ermüdete und von Wasserwerfern durchnässte Atomkraftgegner völlig resigniert nach der Blockade des zweiten Castor-Transportes vom Zwischenlager Gorleben nach Lüchow zurückkehrten, gab es ein positives Zeichen. Auf dem Jeetzeler Berg ging die erste Windkraftanlage des Wendlandes in Betrieb.

„Wendolina“ drehte ihre Flügel, die bekannte Anti-AKW-Sonne leuchtete hell in den ansonsten finsteren Tag. Auch in Erinnerung, Gudrun Scharmer, Gründungsgesellschafterin und treibende Kraft in der langjährigen Planungsphase der Windanlage in Jeetzel und Vorsitzende der Rechtshilfe Gorleben. Sie konnte diesen Tag 1996, an dem der Castor in die Gorlebener Leichtbauhalle geprügelt wurde und sich die Flügel der Windmühle das erste Mal in Bewegung setzten, nicht mehr miterleben.

„Atomkraft – Nein Danke“.

Es waren immer kreative Menschen mit Ausdauer und Mut, die sich für diesen Landkreis engagiert haben. Mit Ideen und der Entwicklung von neuen Lebensformen.

So ging im Winter 1978 die allererste Photovoltaikanlage in Dannenberg in Betrieb. Geplant, gebastelt und gebaut haben diese Versuchsanlage vier Männer. Günther Burmester (Brax), Achim Noack, Klaus Peeters und Walter Läger. 1980 haben sie dann die Warmwasserbereitung für das Hüttendorf 1004 installiert. Nachdem das Wasser durch einen Windrad betriebenen Tiefbrunnen gefördert wurde – gebaut von einigen jungen Berlinern.

Es gibt noch viele weitere Beispiele für „Pilotprojekte“, auch in den Bereichen Kultur und Landwirtschaft die diesen Landkreis so außergewöhnlich machen.

Und immer wieder Gorleben, das uns unter den Nägeln brennt.

erschienen in: Gorleben Rundschau, Ausgabe Januar/Februar 2017

weitere Veröffentlichungen:

1990 – Bohrturmbesetzung

1. September 2020

Am 21. Juni 1990, dem Tag der Regierungsübernahme von SPD und Grünen in Niedersachsen, besetzt eine Gruppe von 14 Atomkraftgegner/-innen aus dem Wendland die Bohrtürme über den Gorlebener Schächten. Es ist 8 Uhr morgens, als die Aktivist/-innen den Maschendrahtzaun und die dahinter liegende vier Meter hohe Betonmauer mit selbstgebauten Holzleitern überwinden und die beiden Fördertürme…

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Der Turmbauer zu 1004

6. Juli 2020

Sigurd Elert hat die Architektur der Freien Republik Wendland geprägt wie nur wenige andere. Dabei kommt er gar nicht aus der Gegend und war auch seit der Räumung des Hüttendorfs auf der Tiefbohrstelle 1004 bei Gorleben im Juni 1980 nie wieder dort. Im Wendland geriet sein Name und sein Wirken in den zurückliegenden 40 Jahren…

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Zum ersten Mal: „Wir stellen uns quer!”

20. Mai 2020

Vor 25 Jahren fand der erste Castortransport ins Wendland statt. „In jeder Küche kann beim Kuchenbacken mal etwas Backpulver danebengehen!“ Als Atomkraftgegner/-innen im Wendland 1995 diese Verharmlosung der Risiken eines Castortransports hören, sind sie außer sich. Die Bemerkung ist noch heute vielen Wendländer/-innen im Ohr. Birgit Hunecke blickt 25 Jahre zurück.

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Undine von Blottnitz

1. Februar 2019

Undine von Blottnitz war Mitbegründerin der BI-Lüchow-Dannenberg und der Bäuerlichen Notgemeinschaft und 1977 eine der Ersten, die ihre Stimme gegen die Lagerung von atomarem Müll in Gorleben erhoben hat. Sie hat für die Grünen und für ihre Region gestritten, verhandelt und demonstriert. Unerschrocken, couragiert und geradeaus machte sie Politik. 1979 wurde Undine das erste Mal…

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Die lachende Sonne

7. November 2018

„Atomkraft? Nein Danke“, die lachende Sonne, ist wohl jedem Leser bekannt. Das Sonnenlogo ist in 55 Sprachen übersetzt und wurde als Aufkleber, Button, auf Fahnen, Plakaten und Flugblättern durch die Welt getragen. Aber wer hat’s erfunden?

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