Castor 1994

Spätestens seit dem Sommer 1994, als der Alarm „der Castor kommt“ im Wendland eine Vielzahl von Aktivitäten, großformatigen Anzeigen bis zu einem zweiwöchigen Hüttendorf entstehen ließ, war klar, dass die Anti-Atom-Bewegung, zuvor scheinbar im Tiefschlaf versunken, wieder zum Leben erwacht war.

Zwei Beispiele: Andreas Graf von Bernstorff, der Eigentümer des Waldstücks, in dem das Hüttendorf „Castornix“ stand, erhielt ein Schreiben von der Baubehörde des Kreises, in dem er aufgefordert wurde, die Hütten abreißen zu lassen. Begründung: Die Hütten sind ohne Baugenehmigung und in laienhafter und primitiver Bauweise errichtet worden und beeinträchtigen die natürliche Eigenart der Landschaft. Der Graf lässt durch seine Anwälte antworten, dass er sich bisher kein Bild von der Lage machen konnte, weil das Hüttendorf gegenwärtig von der Polizei okkupiert ist. Auch hält er den Hüttenbau für rechtmäßig, da solche Bauwerke zulässig sind, wenn sie einem forstwirtschaftlichen Zweck dienen. Dieser ist gegeben, da „Castornix“ zur Verhinderung der Einlagerung hochradioaktiven Atommülls gebaut wurde und das Erreichen dieses Zieles auch dem forstwirtschaftlichen Betrieb des Grafen nützt.

Zeitgleich in Lüchow: Unter dem Motto „Wir sprengen die Straße“ versammeln sich auf dem Marktplatz Mitglieder und Freunde der Bürgerinitiative Umweltschutz. Ausgerüstet mit Gießkannen zum Sprengen der Straße und einem Spruchband protestieren sie gegen die bevorstehende Einlagerung von Castorbehältern im Gorlebener Zwischenlager.

erschienen in: Gorleben Rundschau, Ausgabe Juli / August 2016

weitere Veröffentlichungen:

1990 – Bohrturmbesetzung

1. September 2020

Am 21. Juni 1990, dem Tag der Regierungsübernahme von SPD und Grünen in Niedersachsen, besetzt eine Gruppe von 14 Atomkraftgegner/-innen aus dem Wendland die Bohrtürme über den Gorlebener Schächten. Es ist 8 Uhr morgens, als die Aktivist/-innen den Maschendrahtzaun und die dahinter liegende vier Meter hohe Betonmauer mit selbstgebauten Holzleitern überwinden und die beiden Fördertürme…

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Der Turmbauer zu 1004

6. Juli 2020

Sigurd Elert hat die Architektur der Freien Republik Wendland geprägt wie nur wenige andere. Dabei kommt er gar nicht aus der Gegend und war auch seit der Räumung des Hüttendorfs auf der Tiefbohrstelle 1004 bei Gorleben im Juni 1980 nie wieder dort. Im Wendland geriet sein Name und sein Wirken in den zurückliegenden 40 Jahren…

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Zum ersten Mal: „Wir stellen uns quer!”

20. Mai 2020

Vor 25 Jahren fand der erste Castortransport ins Wendland statt. „In jeder Küche kann beim Kuchenbacken mal etwas Backpulver danebengehen!“ Als Atomkraftgegner/-innen im Wendland 1995 diese Verharmlosung der Risiken eines Castortransports hören, sind sie außer sich. Die Bemerkung ist noch heute vielen Wendländer/-innen im Ohr. Birgit Hunecke blickt 25 Jahre zurück.

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Undine von Blottnitz

1. Februar 2019

Undine von Blottnitz war Mitbegründerin der BI-Lüchow-Dannenberg und der Bäuerlichen Notgemeinschaft und 1977 eine der Ersten, die ihre Stimme gegen die Lagerung von atomarem Müll in Gorleben erhoben hat. Sie hat für die Grünen und für ihre Region gestritten, verhandelt und demonstriert. Unerschrocken, couragiert und geradeaus machte sie Politik. 1979 wurde Undine das erste Mal…

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Die lachende Sonne

7. November 2018

„Atomkraft? Nein Danke“, die lachende Sonne, ist wohl jedem Leser bekannt. Das Sonnenlogo ist in 55 Sprachen übersetzt und wurde als Aufkleber, Button, auf Fahnen, Plakaten und Flugblättern durch die Welt getragen. Aber wer hat’s erfunden?

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