Vor 35 Jahren

4. Juni 1980, 9.50 Uhr: Die erste Hütte auf der Bohrstelle 1004 in Gorleben fällt. BGS-Hubschrauber, Planierraupen, Wasserwerfer und tausende Polizist/-innen, die das Hüttendorf in Gorleben gewaltsam räumen.

Noch in einer Entfernung von 20 Kilometern konnten Menschen, die von Straßensperren gehindert wurden, bis zur „Freien Republik Wendland“ vorzudringen, Ohrenzeugen des Geschehens werden. Denn auf UKW 101MHz sendete „Radio Freies Wendland“:

„ … Die Polizei fängt jetzt an, die Häuser platt zu walzen… An einer Stelle ist massiv in die Leute reingeprügelt worden… Ich bin jetzt dabei, ein Loch zu graben, wo ich dann das Mikrofon verstecken kann, wenn wir nicht mehr weitersenden können…“

Am 9. September 2015 wurde die neue Dauerausstellung „DAS NETZ“ im Deutschen Technik Museum in Berlin eröffnet. Sie vermittelt anschaulich die Kommunikations- und Informationstechnologien und ihre Vernetzung. In einem der drei Hauptbereiche befindet sich der gerettete und durch die Räumung recht beschädigte Sender der Freien Republik Wendland
von 1980.

Die technische Vernetzung beeinflusst alle Lebensbereiche. Die Ausstellung „DAS NETZ – Menschen, Kabel, Datenströme“ beleuchtet durchaus kritisch, welchen Einfluss die Vernetzung auf unseren Alltag gewonnen hat. Und so waren bei der Ausarbeitung auch Mitarbeiter/-innen des „Chaos Computer Club“ und der „Digitalcourage“ beteiligt.

Das Gorleben Archiv stellt mit der Leihgabe des Senders das einzige Exponat im Bereich „Verbotene Kommunikation“ aus Deutschland.

erschienen in: Gorleben Rundschau, Ausgabe November/Dezember 2015

weitere Veröffentlichungen:

1990 – Bohrturmbesetzung

1. September 2020

Am 21. Juni 1990, dem Tag der Regierungsübernahme von SPD und Grünen in Niedersachsen, besetzt eine Gruppe von 14 Atomkraftgegner/-innen aus dem Wendland die Bohrtürme über den Gorlebener Schächten. Es ist 8 Uhr morgens, als die Aktivist/-innen den Maschendrahtzaun und die dahinter liegende vier Meter hohe Betonmauer mit selbstgebauten Holzleitern überwinden und die beiden Fördertürme…

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Der Turmbauer zu 1004

6. Juli 2020

Sigurd Elert hat die Architektur der Freien Republik Wendland geprägt wie nur wenige andere. Dabei kommt er gar nicht aus der Gegend und war auch seit der Räumung des Hüttendorfs auf der Tiefbohrstelle 1004 bei Gorleben im Juni 1980 nie wieder dort. Im Wendland geriet sein Name und sein Wirken in den zurückliegenden 40 Jahren…

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Zum ersten Mal: „Wir stellen uns quer!”

20. Mai 2020

Vor 25 Jahren fand der erste Castortransport ins Wendland statt. „In jeder Küche kann beim Kuchenbacken mal etwas Backpulver danebengehen!“ Als Atomkraftgegner/-innen im Wendland 1995 diese Verharmlosung der Risiken eines Castortransports hören, sind sie außer sich. Die Bemerkung ist noch heute vielen Wendländer/-innen im Ohr. Birgit Hunecke blickt 25 Jahre zurück.

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Undine von Blottnitz

1. Februar 2019

Undine von Blottnitz war Mitbegründerin der BI-Lüchow-Dannenberg und der Bäuerlichen Notgemeinschaft und 1977 eine der Ersten, die ihre Stimme gegen die Lagerung von atomarem Müll in Gorleben erhoben hat. Sie hat für die Grünen und für ihre Region gestritten, verhandelt und demonstriert. Unerschrocken, couragiert und geradeaus machte sie Politik. 1979 wurde Undine das erste Mal…

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Die lachende Sonne

7. November 2018

„Atomkraft? Nein Danke“, die lachende Sonne, ist wohl jedem Leser bekannt. Das Sonnenlogo ist in 55 Sprachen übersetzt und wurde als Aufkleber, Button, auf Fahnen, Plakaten und Flugblättern durch die Welt getragen. Aber wer hat’s erfunden?

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